„Wislanische Kräfte in Divisionsstärke rücken von Norden aus auf den Raum nördlich Meißen vor!“

Das Szenario ist bedrohlich, das im Aufbauseminar „Planung des Einsatzes eines Verbandes in der Verteidigung“ des Arbeitskreises Taktik- und Logistiklehrer im Reservistenverband an der Sanitätsakademie München am letzten Augustwochenende ausgebildet wurde. Nun geht es darum, die Verteidigung gegen feindliche Kräfte in Divisionsstärke vorzubereiten und zu organisieren. Der übergeordnete Brigadestab, PzGrenBrig 61, hat die Befehlsausgabe an die unterstellten Bataillone abgeschlossen und die Kommandeure sind auf dem Rückweg zu ihren Gefechtsständen. Die Seminarteilnehmer in der Rolle des Kommandeurs und seines Bataillonsstabes müssen nun mit Hilfe des Führungsprozesses einen Operationsplan für das verstärkte PzGrenBtl 612 entwickeln.

Im Rahmen der Ausbildung hatte das Seminar hohen Besuch.  Der Stellvertreter des Präsidenten des Reservistenverbandes, MdB Thomas Erndl, wollte sich ein Bild von der Ausbildung machen, sich über den Teilnehmerkreis der Taktikseminare informieren und er stellte sich den Fragen der Teilnehmer. MdB Erndl, der auch stellvertretener Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages ist, war noch tags zuvor in Kiew und hatte dort unter anderem mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskij Gespräche geführt. Dementsprechend neugierig waren die Teilnehmer auf die Eindrücke, die er aus der Ukraine mitbrachte. Er hatte auch ein offenes Ohr für unsere Probleme, Sorgen und Ideen, die er gerne für seine parlamentarische Arbeit als auch ins Präsidium des Reservistenverbandes mitnahm.

Wir, das ist eine sehr bunte Gruppe an Reservisten verschiedenster Dienstgrade, Truppengattungen und Teilstreitkräfte aus dem ganzen Bundesgebiet, beorderte oder nicht beorderte Reservisten, im zivilen Leben Führungskräfte, Lehrer, Unternehmensberater, Professoren, Ingenieure, Sanitäter und Ärzte. Diese inhomogene Gruppe galt es zunächst zusammenzuführen und auf einen Wissensstand zu bringen.

Die Seminarleiter, beide erfahrene und langjährige Taktiklehrer der Bundeswehr, Oberstleutnant a.D. Jürgen Baumer und Oberstleutnant a.D. Manfred Bettendorf, mit viel Erfahrung in internationalen Stäben, und geprägt durch viele Auslandseinsätze brachten uns zunächst mit einem Grundsatzunterricht auf einen einheitlichen Wissensstand. Danach führten sie uns schrittweise durch den Führungsprozess: „Was ist Ihre wesentliche Leistung? Was wird von Ihnen erwartet?“ Diese Frage steht im Mittelpunkt der Analyse der Absicht der übergeordneten Führung, damit werden wir immer wieder konfrontiert.

Im Wechsel zwischen Gruppenarbeit und Vortrag der Ausbilder wurde die Auswertung des Auftrages und die Geländebeurteilung erarbeitet. Die Beurteilung des Geländes nach dem Prinzip Ansprechen-Beurteilen -Folgern, zeigt auf welche Vorteile / Nachteile es für den Feind und für die eigene Truppe bietet und gibt damit die ersten Hinweise über Stellungsmöglichkeiten, Einsatz von Pz und PzGren und Möglichkeiten der Unterstützung durch KpfUstg. Anhand der Zeitlinie mussten wir überlegen, wie man Zeit für die Vorbereitung der Stellung gewinnen kann durch rechtzeitige Information des unterstellten Bereiches durch Vorbefehle.  Im nächsten Schritt war dann zu klären, wer kommt da eigentlich auf uns zu? Wir diskutieren die Einsatzgrundsätze der Kräfte Rot, die ebenso wie wir eine Art Gefecht der Verbundenen Waffen besitzen, diskutieren ihre Schwächen. In Gruppenarbeit ermittelten wir Kampfkraft und Absicht der einzelnen Feindkräftegruppierungen um dann aus Feindsicht zu überlegen, welches die beste und die schlechteste Option für den Angriff des Feindes in unserem Verantwortungsbereich ist.  Die für unser Bataillon schlechteste Handlungsmöglichkeit der roten Kräfte wurde in Entschlussform die Grundlage für die weitere Bearbeitung genommen. Auch hier spielte das Gelände einen wesentlichen Punkt. Nutzen Sie das Gelände aus! Das Gelände ist der Freund des Verteidigers.

Besonders anspruchsvoll ist dabei, eine Vorstellung des Geländes zu entwickeln, dieses in Einklang mit den Kenntnissen der Einsatzgrundsätze der Kräfte Blau und Rot und dieses mit dem Führungsprozess unter einen Hut zu bringen.

In der Realität muss dieser Prozess sehr schnell ablaufen, die Ausbilder geben uns sechs Stunden vor, Zeit, die uns natürlich nicht ausreicht. Am Sonntag Vormittag erarbeiten und bewerten wir unsere Möglichkeiten des Handelns, formulieren diese in Entschlussform, erstellen den Kampfkraftvergleich und Wägen Vor- und Nachteile der Handlungsmöglichkeiten ab.  Zum Schluss erreichten wir unser Ziel; die vorteilhafteste Handlungsmöglichkeit wurde zum Entschluss und somit zur Ziffer 3a des BtlBefehls. Danach erstellten wir noch den OpPlan und die TrEinteilung.  Die Ausbildung der Taktiklehrer ist Teil eines über mehrere Seminare laufenden Ausbildungsprogramms, an dessen Ende eine umfassende, sieben Tage lange Simulationsübung mit dem SimSys SIRA steht.  Diese soll erneut im Oktober 2024 durchgeführt werden. Voraussetzung zur Teilnahme ist, am Grundlagenseminar, und an einem oder an beiden Aufbauseminaren sowie an der Gefechtsstandausbildung teilgenommen zu haben.  Alle Seminare und deren Inhalte sind auf der Internetseite des Arbeitskreis TaLoLe eingestellt und können unter der Internetadresse

 www.taktik-logistiklehrer.de

eingesehen werden.

Frau Ines Aschbauer, die Organisationsleiterin der Geschäftsstelle MURNAU, hatte das dreitägige Seminar in Vorbereitung und Organisation “voll im Griff“, so dass sich alle wohl fühlten.

Autor: Markus Heller, M.A., OSGdR

Stellvertretender Präsident des Verbandes der Reservisten der Bundeswehr e.V.  (VdRBw), Thomas Erndl, MdB, beobachtet Reservisten bei der Führung des „Panzergrenadierbatallion 612“ in der Verteidigung

Taktiklehrer im Reservistenverband unterstützen FlaRakGrp 61 in Todendorf

Die Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) in einem dynamischen Einsatzumfeld stellt höchste Anforderungen an das Führungspersonal der Bundeswehr und bedarf der ständigen Aus- und Weiterbildung auf allen Führungsebenen.

In besonderem Maße gefordert ist dabei auch das Personal, das entsprechende Aus- und Weiterbildungen in der Truppe oder im Rahmen trainingsgebundener Ausbildung durchführt und dabei der Komplexität und Vielschichtigkeit möglicher LV/BV-Szenare bei der Ausbildungsplanung Rechnung tragen muss.

Gerade auf Truppenebene fehlt aufgrund hoher Einsatzbelastung und vielfältiger Aufgaben im Grundbetrieb dabei oft die Zeit, nur unter Rückgriff auf eigenes Personal entsprechend aufwendige Ausbildungsvorhaben zu verwirklichen. Nach jahrelanger Fokussierung auf Einsätze im Rahmen des internationalen Krisenmanagements entwickelt sich in der „Post Cold War Bundeswehr“ zudem erst nach und nach wieder ein Verständnis für die Erfordernisse domänen-, teilstreitkräfteübergreifender sowie multinationaler Operationen in hochintensiven LV/BV-Szenaren am Übergang von Krise zu Krieg.

Dass es mit der richtigen Unterstützung dennoch gelingen kann, auch auf Bataillonsebene und im Tagesdienst qualitativ hochwertige Führungskräfteausbildung im Sinne des vom Generalinspekteur der Bundeswehr geforderten „Mindset LV/BV“ zu gewährleisten, zeigt die Flugabwehrraketengruppe (FlaRakGrp) 61 mit ihrer Taktikweiterbildungsreihe zur Zelle Luftverteidigung. Im Zusammenwirken mit militärischen Fachexperten des Heeres, der Luftwaffe und tatkräftig unterstützt durch den Arbeitskreis Taktiklehrer des Reservistenverbands organisierte die 1. Staffel des Flugabwehrverbands einen zweiwöchigen Deep Dive in ein für die bodengebundene Luftverteidigung und gerade auch die FlaRakGrp 61 brandaktuelles Thema.  

Die jungen Offiziere der ersten Staffel konnten in den Praxisanteilen der Weiterbildung das Erlernte immer wieder unter Beweis stellen.

Auftrag der „61er“ ist unter anderem der Schutz von beweglich geführten Operationen von Landstreitkräften im Nah- und Nächstbereich mit dem Ziel, die Operationsfreiheit eigener Kräfte zu erhalten und Truppen sowie deren Einrichtungen und Anlagen gegen Aufklärung und Angriffe aus der Luft zu schützen.

Dieser Auftrag erfordert ein besonders eng verzahntes Zusammenwirken von Land- und Luftstreitkräften, was die Kenntnis des jeweiligen Führungsprozesses sowie der taktischen Einsatzgrundsätze unabdingbar voraussetzt. Zudem kann nur mit einer effektiven Luftraumordnung die größtmögliche Wirksamkeit eigener Kräfte der bodengebundenen Luftverteidigung gegen gegnerische Luftangriffsmittel sowie die flexible Nutzung des Luftraumes durch eigene Luftfahrzeuge bei minimalem Risiko der Bekämpfung durch eigene Luftverteidigungskräfte gesichert werden.

Um die Ausbildungsteilnehmenden auf ihre anspruchsvollen Rollen in diesem komplexen Umfeld bestmöglich vorzubereiten, konnten Experten aus dem Taktikzentrum Heer, dem Knowledge Center des Ground Based Air Defence Command aus Vredepeel in den Niederlanden sowie dem Arbeitskreis Taktiklehrer des Deutschen Reservistenverbandes für die Aus- und Weiterbildung gewonnen werden. Diese brachten praxisnahe, im Verband in dieser Form nicht (oder nicht mehr) verfügbare Expertise ein und stellten im Hinblick auf die Rolle der Flugabwehr im Nah- und Nächstbereich genau die Bilder, auf die das teilnehmende Führungspersonal in Vorbereitung auf mögliche Einsätze an der Seite von Landstreitkräften in hochintensiven LV/BV-Szenaren angewiesen ist.

Um das Erlernte aufzufrischen und auf Stand zu halten, sind auch dieses Jahr wieder Taktikweiterbildungen bei der Flugabwehrraketengruppe 61 in einem ähnlichen Format geplant. Der „Blick über den Tellerrand“ zeigte einmal mehr, dass das Führungspersonal im Flugabwehrraketendienst nicht nur sein Waffensystem beherrschen, sondern – gemessen an den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen – auch auf anderem Terrain handlungssicher agieren können muss.

Infobox:

Die FlaRakGrp 61 ist an der Ostseeküste im schleswig-holsteinischen Todendorf stationiert. Seit 2013 ist sie Heimatverband der Flugabwehrwaffensysteme, die nach Auflösung der Heeresflugabwehrtruppe vom Heer an die Luftwaffe übergeben wurden: Das Counter-RAM (Raketen, Artillerie und Mörser) System MANTIS, das Ende 2023 mit dem Luftraumüberwachungsradar (LÜR) an die Slowakischen Streitkräfte übergeben wird sowie das leichten Flugabwehrsystem (leFlaSys).

Für die FlaRakGrp 61 ist im Zuge der Ausrüstung mit dem Waffensystem IRIS-T SLM ein Aufwachsen auf sechs Kampfstaffeln vorgesehen, wodurch zusätzlicher Personalbedarf entsteht. Auch Reservedienstleistende können hier in unterschiedlichen Funktionen eingesetzt werden.

Ansprechpartner FlaRakGrp 61:

Beauftragter für Reservedienstleistende StFw Patzner

FlaRakGrp61S1Reservistenangelegenheiten@bundeswehr.org

+49 4385 59 2015

TAKTIK macht Spaß – Grundlagenseminar Taktik für Reserveoffiziere

Teilnehmer des Grundlagenseminars 07.07.-09.07.2023 in München

Das Grundlagenseminar Taktik für Reserveoffizier und Unteroffiziere mit Portepee in herausgehobener Dienststellung wurde vom 07.-09.Juli 2023 von erfahrenen Taktik- und Logistiklehrern des Arbeitskreises Taktik im Reservistenverband, OTL a.D. Jürgen Baumer und OTL a.D. Manfred Bettendorf, durchgeführt. Für die Organisation sowohl in der Vorbereitung als auch während des dreitägigen Taktikseminars war Frau Ines Aschbauer, Organisationsleiterin der Geschäftsstelle MURNAU, verantwortlich.

30 Offiziere und Unteroffizier aus allen TSK und Organisationsbereichen fanden am Freitagabend den Weg zur Sanitätsakademie der Bundeswehr nach MÜNCHEN. Nach einer reibungslosen Einschleusung und Beziehen von Einzelzimmern begann um 18:00 Uhr die Ausbildung. Bei der Vorstellungsrunde wurde die heterogene Zusammensetzung der Ausbildungsgruppe, von Ärzten bis zum Zugführer eines Panzerzuges, vom Offizieranwärter mit vorläufigem DstGrd Major bis zum Oberst offensichtlich.

Die Veranstaltung begann mit einer umfassenden Einführung in die Grundlagen der Truppenführung der Bundeswehr. Die Teilnehmer erhielten eine Auffrischung zum Thema Stabsarbeit und militärische Symbole, die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der verschiedenen Kommandoebenen sowie die digitalen Übungsmöglichkeiten, welche (auch Reservisten!) mit SIRA zur Simulation von Führungsprozessen bestehen. Diese Einführung schuf eine solide Grundlage für das Verständnis der taktischen Planung und Führung.

Ein weiteres wichtiges Thema waren die Grundlagen des Führungsverhaltens von militärischen Führern und der Taktik. Den Teilnehmern wurden die verschiedenen taktischen Prinzipien und Konzepte vermittelt. Sie lernten unter anderem die Bedeutung der Aufklärung, des Feuerkampfs und der Bewegung in taktischen Operationen kennen. Diese Grundlagen bildeten das Fundament für die folgenden Diskussionen und Übungen. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf den Grundsätzen der Operationsführung, und zwar nicht nur der eigenen Truppen (BLAU), sondern auch der gegnerischen Kräfte („ROT“). Die Teilnehmer erhielten einen detaillierten Einblick in die Planung, Vorbereitung und Durchführung von Operationen auf taktischer Ebene. Sie lernten, wie man die Lage analysiert, Ressourcen zuweist und Entscheidungen trifft, um den Erfolg einer Operation sicherzustellen. Des Weiteren wurden die Grundsätze des Gefechts der verbundenen Waffen behandelt. Den Reservisten wurde verdeutlicht, wie verschiedene Teile einer Streitkraft effektiv zusammenarbeiten, um eine überlegene taktische Wirkung zu erzielen. Sie diskutierten die Koordination von Infanterie, Panzertruppen, Artillerie und Luftwaffe und erhielten Einblicke in bewährte Verfahren und Taktiken, um die Kräfte optimal einzusetzen. Beim kameradschaftlichen Abendessen am Samstag waren die vorgenannten Themen dann auch Schwerpunkt der Gespräche der Teilnehmer.

Die Veranstaltung schloss mit der praktischen Anwendung des Führungsprozesses anhand eines konkreten Beispiels, der Taschenlage „HOHENHAMELN“. Die Teilnehmer wurden in ein taktisches Szenario versetzt und mussten im dialogischen Prinzip die Phasen des Führungsprozesses anwenden. Sie analysierten die Lage, folgten dem Führungsprozess und trafen Entscheidungen, um ihre Kräfte erfolgreich in einer Verteidigungslage zu führen. Diese Übung bot den Reservisten die Möglichkeit, ihre erlernten Fähigkeiten in der Praxis anzuwenden und wertvolles Feedback von den erfahrenen Ausbildern zu erhalten.

Insgesamt war das Grundlagenseminar Taktik eine intensive und lehrreiche Erfahrung. Die Teilnehmer erweiterten ihr Verständnis für die Truppenführung der Bundeswehr, die Grundlagen der Taktik, die Grundsätze der Operationsführung und des Gefechts der verbundenen Waffen. Durch die praktische Anwendung des Führungsprozesses konnten sie ihre Fähigkeiten stärken und sich auf die weiterführenden Ausbildungen vorbereiten. Die Veranstaltung förderte den Austausch von Wissen und Erfahrungen zwischen den Reservisten und trug zur Stärkung der gesamten taktischen Kompetenzen bei.

Florian von Grundherr

„Marschstraße – Ablauflinie – Angriffsachse“ – zweiter SIRA-Durchgang für Reservisten durchgeführt


Zum zweiten Mal, nach Anfang 2020, trafen sich Ende April Reserveoffiziere und -unteroffiziere in
Hammelburg zu einem einwöchigen SIRA-Durchgang vom 28.04.-05.05.2023. SIRA ist eine computer-
basierte, simulationsgestützte Rahmenübung, durch welche Führungsprozesse auf Bataillonsebene
geübt werden können.


Dem SIRA-Durchgang vorangegangen waren drei Blöcke von Wochenendausbildung zum Thema Taktik
an der Sanitätsakademie in München und Wildflecken. Dadurch waren bei den Reservisten die aktuelle
Vorschriftenlage, der Führungsprozess und seine Anwendung sowie die Grundlagen zu den
Einsatzgrundsätzen ‚Blau‘ und ‚Rot‘ gelegt oder aufgefrischt worden. Taktikausbildung hat vor allem vor
dem Hintergrund der derzeitigen geopolitischen Lage wieder an Bedeutung gewonnen.


Der Auftrag des eigenen Panzerbataillons war ein Angriff in die Flanke einer feindlichen MechInfDiv und
das Halten des Raumes über einen Zeitraum von 24 Stunden. Dabei stellte sich vor allem der Übergang
eines Flusses als Herausforderung dar.
Der erste Ausbildungstag war der Geländebesprechung im Raum Hammelburg gewidmet. Begleitet
wurden die Teilnehmer dabei durch Oberstleutnant Volker Hahn, dem stellvertretenden Leiter des SIRA-
Stützpunktes, der den Teilnehmern wertvolle Hinweise zur taktischen Einschätzung des Geländes und zu
praktischen Möglichkeiten eines Lagevortrags gab.
Durchgeführt wurden während der Ausbildungswoche zwei SIRA-Durchgänge. Eingesetzt waren die
Teilnehmer dabei in einer Reihe von Funktionen, so zum Beispiel, im Hauptgefechtsstand des Bataillons,
dem mobilen Gefechtsstand, dem Kompaniegefechtsstand, dem AVZ, der Zelle für Heeresflugabwehr
etc.


Von dem hohen Ausbildungsstand überzeugte sich auch der Kommandeur der Infanterieschule,
Brigadegeneral Michael Matz.
Unterstützt wurden die Teilnehmer auch durch Manfred Schreiber, Vize-Präsident für Militärische
Ausbildung des Reservistenverbandes, der nicht nur auf seine eigenen SIRA-Erfahrungen zurückgreifen
konnte, sondern auch die Rolle des Brigadekommandeurs in den beiden SIRA-Durchgängen übernahm.


Herzlich bedankten sich die Teilnehmer am Ende der Ausbildungswoche bei den Taktik- und
Logistiklehrern, dem Stammpersonal des SIRA-Stützpunkts Hammelburg und dem Verband der
Reservisten der Bundeswehr. Die Woche bot den Teilnehmer vielfältige Gelegenheiten, ihr taktisches
Wissen und Fähigkeiten auszubauen.


Wie geht es jetzt weiter? Der nächste SIRA-Durchgang ist für Oktober 2024 geplant. Der Schwerpunkt
wird dabei vor allem auf Verteidigung liegen, woran sich auch die vorgeschaltete Modulausbildung
ausrichten wird. Diese wird durch zusätzliche praktische Gefechtsstandausbildung ergänzt werden.


Nähere Informationen zur Taktikausbildung im Reservistenverband sind auf der neuen Homepage der
Taktik- und Logistiklehrer verfügbar: http://taktik-logistiklehrer.de/.


Autor: OTL d.R. Rene Schröder

Ohne die Reserve geht es nicht 


Als ehemaliger Lehrstabsoffizier Flugabwehreinsatz habe ich nach Auflösung der Heeresflugabwehrtruppe, unabhängig von weiteren Verwendungen und zuletzt als Taktiklehrer im Reservistenverband, die in TODENDORF stationierte Flugabwehrraketengruppe 61 (FlaRakGrp 61) im Rahmen der Taktikausbildung unterstützt. Im Mittelpunkt stand stets das Zusammenwirken von Heer und Luftwaffe sowie der Führungsprozess der Landstreitkräfte. Dabei hat Taktik nicht immer Spaß gemacht, war aber zwingend notwendig.

Die FlaRakGrp 61 ist ein einmaliger und einzigartiger Unikatverband und verfügt zurzeit noch über das Waffensystem MANTIS (Modular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System), dem leichten Flugabwehrsystem und dem Luftraumüberwachungsradar.

Aufgabe ist die bodengebundene Luftverteidigung im Nah- und Nächstbereich und umfasst den Schutz von beweglichen Landstreitkräften sowie Objekten und Räumen vor Bedrohungen aus der Luft.

Seit dem 4. April 2018 ist die FlaRakGrp 61 offiziell dem niederländischen Defence Ground Based Air Defence Command in VREDEPEEL unterstellt. Damit werden zwei Ziele verfolgt:

Die Bildung einer Task Force der bodengebundenen Luftverteidigungskräfte im Nah- und Nächstbereich sowie die Schaffung eines bi-nationalen Kompetenzzentrums zur Weiterentwicklung dieser Fähigkeiten.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat eine militärische Zeitenwende eingeleitet, sodass Deutschland in den kommenden Jahren ganz erheblich in die Luftverteidigung investieren wird und diese Fähigkeiten auch dem NATO-Bündnis zur Verfügung stellt.

Infolgedessen wird auch ab Sommer kommenden Jahres die FlaRakGrp 61 auf das neue Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM (Infra Red Imaging System-Tail Surface Launched Medium Range) umgerüstet. Damit können Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen bekämpft werden.

Allein aus dem derzeitigen Personalkörper wird ein erfolgreicher Aufwuchs kaum leistbar sein. Neben weiteren aktiven Soldaten werden auch zusätzliche Reservisten benötigt. Diese sind unverzichtbar und können die neuen Fähigkeiten aktiv ergänzen und verstärken.

Ohne die Reserve geht es nicht!

Was macht die FlaRakGrp 61 für die Reserve so attraktiv?

  • neue Herausforderungen und Chancen
  • ein neues innovatives Waffensystem
  • gelebte Multinationalität im Rahmen der Einsätze
  • einen einzigartigen und attraktiver Standort im echten Norden

Wir sehen uns in TODENDORF!

Hendrik Guttau

Oberstleutnant a. D.

Kontakt:

Stabsfeldwebel Raphael Baekler

+49 (0) 4385 59 2013

FlaRakGrp61Presse@bundeswehr.org

„VERZÖGERUNG“ in WUNSTORF

Die Taktiker der Landesgruppe Niedersachsen haben sich am 24. und 25. März zur ersten taktischen Weiterbildung in diesem Jahr im Offizierkasino auf dem Fliegerhorst in Wunstorf getroffen. Unter der Leitung von Taktiklehrer Oberst d. R. Biester und mit organisatorischer Unterstützung durch Oberstleutnant d. R. Pratje konnten die Teilnehmer ihr Wissen zum Thema Verzögerung erweitern.

Zu Beginn der Veranstaltung, am Freitag, wurden die Teilnehmer, als Gäste beim Lufttransportgeschwader 62, durch einen Vortrag von Oberstleutnant Schapschroer in die Eigenschaften, Fähigkeiten und Erfahrungen im Einsatz mit dem Militär-transportflugzeug A400M eingeführt.

Anschließend ging es im Unterrichtsraum in die rechnergestützte Ausbildung zur Auffrischung von Grundlagen, wie das Erstellen, Lesen, Auswerten und Ableiten von Absichten aus Prinzipskizzen und Operationsplänen.

Am Samstag wurde der Ablauf eines Verzögerungsgefechts anhand einer Kurzlage besprochen. Von der Gefechtsaufklärung vor der Aufnahme- und Sicherungslinie, über die einzelnen Verzögerungslinien bis in den rückwertigen Operationsraum wurde die Lage betrachtet. Durch die fortschreitende Lageentwicklung durch den Angriff von Rot mussten die Teilnehmer, am Modell des Führungsprozesses, fortwährend die Lage auf Bataillonsebene analysieren und bewerten sowie hierbei immer die Absicht der übergeordneten Führung bedenken.

Gleichzeitig erklärte Oberst d. R. Biester immer wieder neue Inhalte aus der aktuellen Vorschrift „Truppenführung“. Auch das „Gefecht der verbundenen Waffen“ kann jetzt jeder Teilnehmer am Beispiel erklären.

Interessante Erfahrungen wurden auch bei der Übertragung der Aufklärungsergebnisse der Spähtrupps „Auge 1“ und „Auge 2“ zur Bataillonsführung in Sprechfunkform, dem verschleiern im Bezugspunktverfahren und dem Berechnen von Kräften, Mitteln, Raum und Zeit gemacht. All diese Ergebnisse mündeten in einen Entschluss für die vier Kompanien des Bataillons durch den Bataillonskommandeur.

Das permanente Analysieren der Lageentwicklung, wiederkehrende Erarbeitung und Vortrag der geforderten Arbeitsergebnisse und die Gruppenarbeit zwischendurch führte bei allen Teilnehmern zu neuen Erkenntnissen und positiven Aha-Effekten.

Das Fazit der fordernden Weiterbildung in Wunstorf lautete einmal wieder bei allen Teilnehmern: „Nur üben, üben und noch einmal üben macht den Meister“ sowie „Taktik macht Spaß“!                                                                                                  

Axel Rehwinkel (KaLeu )

Taktische Weiterbildung in München:

Das vstk PzGrenBtl 612 in der Verteidigung

Der Kommandeur des vstk PzGrenBtl 612 sieht sich in seinen Operationsraum einem erwarteten Angriff einer mechanisierten Brigade Wislaniens gegenüber. So die Ausgangslage im Planspiel bei der Taktischen Weiterbildung für Reserveoffiziere vom 10. bis 13. März an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München.

Nun waren während der knapp zweieinhalb Tage die 25 Reserveoffiziere und Unteroffiziere der Reserve mit Portepee gefragt. Es hieß, konzentriert und zügig den Prozess der Entscheidungsfindung abrollen zu lassen und am Ende des Seminars den gefassten Entschluss in einem Lagevortrag zur Unterrichtung (LVU) dem fiktiven Kommandeur der eigenen Brigade vorstellen zu können. 

Unter der bewährten Führung der beiden Oberstleutnante a.D. Manfred Bettendorf und Jürgen Baumer machten sich die Teilnehmer an die Arbeit. Eine konzentrierte Auffrischung von Seiten der Dozenten in Sachen Führungsprozess und Entscheidungsfindung schufen den gemeinsamen Abholpunkt für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Lehrreiche und interessante inhaltliche Ergänzungen vermittelten filmisches Unterrichtsmaterial, Berichte aus der eigenen Truppenpraxis oder Erfahrungen aus zurückliegenden oder aktuellen Einsätzen der Bundeswehr.

Im ersten Schritt wurde der Auftrag ausgewertet und die Lagekarte aktualisiert. Anschließend erfolgte die Beurteilung der Lage und damit zunächst der Blick aufEinflussfaktoren: Wie in der Ausbildung vermittelt müssen Geofaktoren, zivile Lage, gegnerische und eigene Kräfte analysiert werden. Die unterschiedlichen Phasen der Entscheidungsfindung wurden in Gruppenarbeit bewältigt oder im Unterrichtsgespräch aus den verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Dialog und Diskussion im Hörsaal bewährtensich als gelungenes Format, um die eigene Herangehensweise kritisch zu hinterfragen oder bisher unberücksichtigte Aspekte in die eigene Arbeit zu integrieren.

Nach Feststellung der Möglichkeiten des eigenen Handels, dem Kräfte- und Einsatzwertevergleich und der Bewertung und Abwägung der Möglichkeiten des eigenen Handels konnte der Entschluss gefasst werden. Mit Blick auf den Kommandeur der Brigade waren damit alle Voraussetzungen für einen präzisen und gut begründeten LVU gegeben.

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmen des Seminars war die Weiterbildung eine erfolgreiche Auffrischung der eigenen Ausbildung und ergänzte das Grundlagenseminar Taktik um die defensiven Variante einer Operation auf Bataillonsebene.

Nahezu alle Teilnehmenden wollen in Sachen Taktik am Ball bleiben: Mit dem Aufbauseminar offensive Operationen oder einer Ausbildung Simulationssystem für Rahmenübungen (SIRA) in HAMMELBURG vom 28.04.-05.05.2023. Der LVU ist dann mit Sicherheit wieder gefragt. 

Christoph Bender OLt zS d.R.

Handlungstraining für militärische Führer: Das Grundlagenseminar Taktik auf Bundesebene

Truppenführung, Militärische Symbole, Führungsverhalten, Einsatzgrundsätze, Stabsarbeit. Die breite Palette an Themengebieten verdeutlicht die intensive Ausbildung, an der 26 Reservisten vom 3.2. – 5.2.2023 an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München teilnahmen. Unter Federführung der Dozenten OTL a.D. Manfred Bettendorf und OTL a.D. Thomas Greim vertieften die Kameradinnen und Kameraden aus den Laufbahngruppen der Offiziere und Unteroffiziere ihre Kenntnisse im Bereich Taktik / Führen mit Auftrag, um in ihren jeweiligen Verwendungen Handlungssicherheit und Entschlussfreude zu schulen. „Die Verantwortung des militärischen Führers ist unteilbar. Aber delegieren Sie ebenso Verantwortung an ihre Untergebenen und lassen Sie ihnen Handlungsfreiheiten.“ betonten die Dozenten. „Führung basiert auch auf gegenseitigem Vertrauen. Und dazu benötigt es einer Übereinstimmung im Denken und Handeln, die Sie hier vertiefen werden“.

Im Mittelpunkt stand dabei der Führungsprozess als Handwerkzeug des militärischen Führers. Von der Lagefeststellung, der Entscheidungsfindung, der Planung bis zur Befehlsgebung sowie der anschließenden Kontrolle (Dienstaufsicht) durchliefen die Teilnehmer den gesamten Prozess auf Bataillonsebene, um letztendlich die Absicht der übergeordneten Führung und somit ihre wesentliche Leistung zu erfüllen. Hierbei integrierten die Dozenten Neuerungen der Truppenführung und deren Wirkung auf die Operationsarten, um die Teilnehmer auf den Ausbildungsstand der aktiven Truppe zu heben. Zusätzlich wurden Grundsätze für die Führung von Lagekarten, Einsatzgrundsätze eigener und feindlicher Kräfte und Grundlagen der Stabsarbeit innerhalb eines Bataillonsgefechtsstands vermittelt. 

Zur Veranschaulichung des Führungsprozesses diente dabei die Kurzlage HOHENHAMELN, in der die Teilnehmer die Rolle eines Bataillonskommandeurs übernahmen. Der Einsatz verbundener Kräfte konnte somit auch als Teil einer Lage abgebildet werden, in der die Inhalte des Seminars praktische Anwendung fanden. Dass ein entschlossenes, zielgerichtetes Handeln des militärischen Führers zum Erfolg führt, veranschaulichten die Dozenten am Beispiel einer zeitlich begrenzten Verteidigung gegen eine mechanisierte Infanteriebrigade. „Nutzen Sie ihre Handlungsfreiheiten und zeigen Sie Bereitschaft, Fehler hinzunehmen.“ verdeutlichte OTL a.D. Bettendorf. „Der größte Fehler liegt in Passivität und Bequemlichkeit“.

Die ausführlichen Unterrichtseinheiten erzielten eine rege Anteilnahme der Teilnehmer, die jederzeit auf die fundierten Kenntnisse und Erfahrungen der Dozenten zurückgreifen konnten. Auch persönliche Erfahrungen der Teilnehmer, die unter anderem Führungspositionen in Brigadestäben, Unterstützungseinheiten oder Kampfkompanien begleiten, flossen in die Erkenntnisse ein. Entsprechend positiv gestaltete sich die Abschlussbesprechung, in der Teilnehmer und Dozenten die Veranstaltung gedanklich zusammenfassten. Ein Ausblick auf die folgenden Aufbauseminare zu den Operationsarten Angriff und Verteidigung und die anstehende Simulationsübung SIRA in Hammelburg stießen ebenfalls auf großes Interesse. Die abschließenden Worte der Dozenten griffen dieses Interesse auf: „Tragen Sie das Erlernte in ihre Einheiten und berichten Sie interessierten Kameradinnen und Kameraden von uns. Denn nur durch ihre Teilnahme können Seminare wie diese auch in der Zukunft bestehen“.

Interessenten aus den Dienstgradgruppen der Offiziere und Unteroffiziere m.P. in herausgehobener Dienststellung (Kp-Ebene, ZgFhr, KTF, ab Btl-Ebene als S1Fw -S6Fw) finden auf der Web-Präsenz taktik-logistiklehrer.de die aktuellen Termine der kommenden Seminare.

M.HOFFMANN

Trauer um Taktiklehrer

Abschied von OTL a.D. Jüttner

Die Arbeitsgruppe Taktik und Logistiklehrer im Reservistenverband trauert um einen sehr engagierten Mitstreiter, Oberstleutnant a.D. Wolfgang Jüttner.

Jüttner kam als Unteroffizier zur Ausbildung zum Offizier im militärischen Fachdienst und wechselte später zum Truppendienst. Ursprünglich Soldat der Flugabwehrtruppe, wurde er ABC-Abwehroffizier und später Logistiker.

Drei Deutsche Reservistenmeisterschaften (DRM) und unzählige Taktiksemimare hat Wolfgang Jüttner nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst mitgestaltet.

Oberstleutnant a.D. Wolfgang Jüttner (rechts) war ein sehr engagierter Taktiklehrer

In den Grund- und Aufbauseminaren Taktik bildete er Reservistinnen und Reservisten aller Organisationsbereiche weiter. Oft nahmen auch aktive Soldaten an diesen hochwertigen Ausbildungen teil, um sich auf Prüfungen vorzubereiten.


Als die Ausbildungslage „Obsidia“ in der bundeswehreinheitlichen Führer Aus- und Weiterbildung eingeführt wurde, vermittelte er diese zusammen mit dem dortigen Taktiklehrer in umfangreichen Wehrübungen für die Ausbildung an der Sanitätsakademie.

Dafür erhielt er vom Kommandeur der Sanitätsakademie das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold.

Täglich in Erscheinung getreten ist er als Webmaster der Homepage der Taktik- und Logistiklehrer im Reservistenverband, die er selbst erstellte und bis zum Schluss über die Aktivitäten der Arbeitsgruppe berichtete.

Aufbauseminar I 21.10.-23.10.22 München

Vom 21. bis 23.Oktober 2022 fand das Aufbauseminar I, Verteidigung an der SanAkBw in München statt. Im Rahmen des Seminars wurden die anwesenden 34 Teilnehmer in die entsprechende Lage eingewiesen.

Ziel des Seminars war es in der Funktion als Kommandeur eines Einsatzverbandes die Verteidigung von der Auswertung des Auftrags über einen Lagevortrag zur Unterrichtung/ Entscheidung bis hin zur Erstellung eines Operationsbefehls.

Im Rahmen der Umsetzung wurde die Teilnehmer in 5 Gruppen aufgeteilten um die entsprechenden Schritte Gruppenarbeit zu erarbeiten.