Das Panzergrenadierbataillon 514 im Gefecht

Taktik Aufbauseminar III vom 17.-19.10.2025 in Hannover.

Innerhalb von drei Tagen vermittelten die beiden Taktiklehrer OTL a.D. Manfred Bettendorf und Jürgen Baumer im dritten Teil der Taktik Aufbauseminare rund 20 Teilnehmern das Handwerk eines Bataillonsstabes im Gefecht.

Angefangen mit der Führungsorganisation und den Aufgaben eines militärischen Führers und seines Stabes. Der Unterricht beinhaltete die Gliederung der Führungsgrundgebiete oder Stabsabteilungen, den verschiedenen Gefechtsständen, der Gefechtsstandorganisation der einzelnen Gefechtsstände. Abgerundet wurde der Unterricht mit der Vorführung der beiden Gefechtsstandwände, Arbeitsplätze der S3 Offz (eigene Lage) und S2 Offz (Feindlage/Lage gegnerische Kräfte). Eine Auffrischung über die Kartenkunde legte die Grundlage für das Lagediktat, das die Lehrgangsteilnehmer ins Schwitzen brachte. Aus dem Lagediktat entwickelte sich die Lagedarstellung und daraus die Lagefeststellung, die der S2 Offz, S3 Offz und der Kommandeur für eine Idee des Gefechtes bzw. für die Beurteilung der Lage im laufenden Gefecht benötigen.

In Gruppenarbeiten wurden LVU, Weg- Zeitberechnungen der Gegner und der eignen Kräfte und daraus die Möglichkeiten der gegnerischen und eigenen Kräfte ermittelt. In einem weiteren Schritt wurden die Möglichkeiten der gegnerischen Kräfte und die der eigenen Kräfte gegenübergestellt und unter Beurteilung und Abwägen der Möglichkeiten ein Entschluss gefasst. Der Abschluss des Lehrgangs war dann der Gefechtsbefehl oder kurz FNAKI, den wir formulieren mussten.

Neben der Paukerei kam aber die Kameradschaft auch nicht zu kurz, sei es in den Pausengesprächen, bei der Gruppenarbeit oder beim Abendessen in der Pizzeria. Rundum ein gelungener Lehrgang, der uns alle persönlich und fachlich weiterbrachte.

                                                                                                         Oberfeldapotheker d. R. Sascha Schneider

Sicherheitspolitische Aspekte aus Sicht eines Seminarteilnehmers

Über die für die Taktik elementaren Begriffe, Symbole und Prozesse hinaus, wurde allen Kameradinnen und Kameraden erneut klar vor Augen geführt, dass theoretische militärische Lagen auf Karten in der Ostukraine zu einer alltäglichen brutalen Realität geworden sind. Dieser Krieg wird nächstes Jahr schon vier Jahre andauern und ein langfristiger Frieden ist weit außerhalb jeglicher Wahrscheinlichkeit. Zu den für die Ukraine zwei elementaren Fragestellungen, wie Deutschland zur Souveränität des Landes steht und wie die tapferen ukrainischen Soldatinnen und Soldaten in ihrem unermüdlich mutigen Kampf gegen die russische Invasion weiterhin unterstützt werden können, ist eine weitere hinzugekommen: Wie wird Deutschland kriegstüchtig? Um eine Antwort zu geben, wird die Bundesregierung intensiv gefordert, dies gilt nicht weniger für die Bevölkerung. Ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, der für viele Bürgerinnen und Bürger gefühlt fern ab scheint und meist nur in den Nachrichten dazu zwingt, sich dieser bitteren Realität kurzzeitig zu stellen, hat nun auch unmittelbare Konsequenzen für die Menschen in Deutschland. Eine zentrale Frage zum Erreichen der Kriegstüchtigkeit ist, wie der Personalkörper der Streitkräfte aufwachsen kann. Die Tatsachen: Aktuell sind rund 182.000 Mann in den Streitkräften aktiv (Quelle: https://www.bundeswehr.de/de/organisation/zahlen-daten-fakten/personalzahlen-bundeswehr).

Bis 2029 ist eine Personalstärke von wenigstens 198.000 vorgesehen, bis 2031 eine Stärke von 203.000 und bis 2035 sollen es 260.000 Soldatinnen und Soldaten sein. Das zusätzliche Ziel, die Reserve langfristig bis zu 200.000 zu erhöhen, führt zu einer anvisierten Gesamtstärke von 460.000 Soldatinnen und Soldaten. So die Planung des Bundesministers der Verteidigung und des Ministeriums. Die Realität: Verteidigungsminister Pistorius hatte im Juni erklärt, dass bis zu 60.000 zusätzliche aktive Soldaten benötigt werden, um die künftigen Bündnis- und Landesverteidigungsanforderungen der NATO zu erfüllen. Die Zahl der aktiven Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr ist im September wieder unter 182.000 gefallen. Für diesen Rückgang im September war zwar vor allem die geringere Zahl der Freiwilligen Wehrdienst Leistenden (FWDL) ausschlaggebend (Quelle: Personalstärke September 2025: Weiterer Rückgang auf unter 182.000, fast 1.000 weniger SaZ – Augen geradeaus!). Der Generalinspekteur der Bundeswehr Carsten Breuer und andere ranghohe europäische Militärs warnen vor einem möglichen russischen Angriff auf die Nato bis 2029. Auch der namhafte Gustav Gressel, Hauptlehroffizier und Forscher an der Landesverteidigungsakademie des Bundesheeres in Wien, einer der profiliertesten Kenner der russischen Militärstrategie, warnt vor einem russischen Angriff auf die Nato. Europa sei völlig unvorbereitet und Deutschland würde zum Kriegsschauplatz. Seine düstere Prognose: Putin wird zuschlagen, wenn Europa sich nicht beeilt.

So die Fakten. Es sollte also nun jeder und jedem klar geworden sein, dass die Personalgewinnung der Streitkräfte ein Prokrustesbett geworden ist, das einen Kraftakt par excellence darstellt. Auf diese Weise ist der Wehrdienst zurück in das Zentrum der Verteidigungspolitik gerückt worden. In der Regierung sowie in der Parteienlandschaft wird simplifiziert die kontroverse Debatte geführt, ob der freiwillige Wehrdienst oder sogar wieder eine Reaktivierung der Wehrpflicht probate Mittel sind, die Funktionsfähigkeit der Streitkräfte für die Landes- und Bündnisverteidigung erneut herzustellen. Nach langem Ringen haben sich die Regierungsparteien auf die neue Ausgestaltung des neuen Wehrdienstes verständigen können. Weiterhin setzt die Koalition aber weiter auf Freiwilligkeit, zudem auf flächendeckende Musterungen und eine Zielmarke für den Aufwuchs der Streitkräfte. Erst im Fall einer zu niedrigen Freiwilligenzahl soll der Bundestag über eine sogenannte „Bedarfswehrpflicht“ entscheiden können. Das hierfür notwendige Gesetz soll Anfang Dezember verabschiedet werden und 2026 in Kraft treten. Damit sollen ab nächstem Jahr alle 18-Jährigen Männer einen zur Beantwortung verpflichtenden Fragebogen erhalten, der die Motivation und Eignung erfasst. Mit Inkrafttreten des Gesetzes beginnt die verpflichtende Musterung für ab dem 1. Januar 2008 geborenen Männer. Diese Maßnahme wird schrittweise dem Aufbau der Musterungskapazitäten auf den gesamten Jahrgang ausweitet werden.

Die Entscheidung, alle ab dem 1. Januar 2008 geborenen Männer zu mustern, um überhaupt zu wissen, wer für den militärischen Dienst geeignet ist, war logisch, zweckmäßig und unausweichlich. Die zweite zwingende Konsequenz steht jedoch noch aus. Dass die Wehrdienst- bzw. Wehrpflichtdebatte politisch, aber auch gesellschaftlich kontrovers geführt werden soll und wird, ist für die Gemeinheit konstruktiv und unerlässlich. Ob aber eine „Bedarfswehrpflicht“ unter der Prämisse einer realen Bedrohung und eines antizipierten Angriffs auf NATO-Territorium durch Russland spätestens 2029 sinnvoll ist, kann berechtigt bezweifelt werden.

Nach einer im Juni 2025 durchgeführten repräsentativen Umfrage waren rund 59 Prozent der Befragten der Meinung, dass Deutschland die im Jahr 2011 ausgesetzte Wehrpflicht wieder einführen sollte. 37 Prozent der Befragten sprachen sich hingegen gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht aus. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen sprachen sich 61 Prozent gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht aus (Quelle: Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/706672/umfrage/umfrage-zu-einer-wiedereinfuehrung-der-wehrpflicht-in-deutschland/). Dieses Ergebnis zeigt, dass in der Mehrheit der Bevölkerung die neue sicherheitspolitische Realität erkannt und akzeptiert wurde.   

So ist die unverzügliche Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland mehr als nur ein militärisches Gebot – sie ist ein Garant als Investition in die Sicherheit unseres Landes, in die Resilienz unserer Gesellschaft und in den Zusammenhalt unserer Jugend. In einer Zeit fundamentaler geopolitischer Gefahr muss die Verteidigungsfähigkeit neu gedacht und umgesetzt werden:

1. Stärkung der Abschreckung

Die primäre Aufgabe der Wehrpflicht ist die Sicherstellung einer robusten und schnell mobilisierbaren Bündnis- und Landesverteidigung.

Die Kriegstüchtigkeit wird nur erreicht, wenn die Truppe nicht nur technisch, sondern auch personell in der Lage ist, ihre Aufgaben zu erfüllen. Eine attraktive, aber verpflichtende Dienstzeit schafft die nötige Breite und Tiefe an geschultem Personal.

Gleichzeitig muss die Resilienz der Gesellschaft durch den Auf- und Ausbau eines effektiven Zivilschutzes und einer Katastrophenhilfe ertüchtigt werden. In modernen Konflikten sind nicht nur militärische Ziele betroffen, sondern auch kritische Infrastrukturen (KRITIS), Kommunikationsnetze und die Zivilbevölkerung. Eine strategische allgemeine Dienstpflicht – die neben dem Wehrdienst auch eine Option im Zivil- oder Katastrophenschutz bietet – würde die gesamtgesellschaftliche Resilienz stärken. Ausgebildete Bürgerinnen und Bürger könnten im Fall von Cyberangriffen, Naturkatastrophen oder Pandemien sofort zur Unterstützung der Behörden herangezogen werden. Gleichlaufend würde das Verständnis für Sicherheit gestärkt werden. Der Dienst vermittelt grundlegendes Wissen über Notfallmaßnahmen, Erste Hilfe und das Verhalten in Krisensituationen. Das erhöht die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung als Ganzes.

2. Die Stärkung der Gemeinschaft

Die Wehrpflicht oder der allgemeine Dienst kann eine wichtige sozialisierende Funktion in unserer fragmentierten Gesellschaft übernehmen, eine Überwindung von Milieugrenzen ermöglichen und der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen dienen.

Junge Menschen aus allen sozialen Schichten, Bildungsniveaus und Regionen würden gezwungen, über einen begrenzten Zeitraum eng zusammenzuarbeiten. Dies fördert den gegenseitigen Respekt und das Verständnis für unterschiedliche Lebensrealitäten, was in einer immer stärker polarisierenden Gesellschaft von unschätzbarem Wert ist. Der Dienst lehrt Pünktlichkeit, Disziplin, Führungsverantwortung und Teamfähigkeit – oft als “Soft Skills“ bezeichnet, die für den späteren Berufsweg unerlässlich sind. Er trägt zur Persönlichkeitsentwicklung bei und vermittelt ein Gefühl der Pflicht.

3. Das Prinzip der Gerechtigkeit

Neben der Freiheit genießen wir in Deutschland Wohlstand. Auch dieser ist keine Selbstverständlichkeit und setzt eine Erwirtschaftung und Lastenverteilung voraus.

Die Pflicht zur Verteidigung und zur Sicherung des Staates sollte nicht nur einer kleinen Gruppe von Freiwilligen überlassen bleiben. Die Wehrpflicht ist der Ausdruck, dass die Verteidigung unserer Demokratie und unserer Werte eine gemeinsame Aufgabe ist, die von allen Bürgerinnen und Bürgern, die davon profitieren, getragen werden muss. Es stellt einen fairen Ausgleich dar: Der Staat gewährt Rechte, und im Gegenzug fordert dieser die Erfüllung von Pflichten.

Schlussfolgerung: Ein weiterer Schritt nach der Musterungsentscheidung

Die Wiedereinführung einer intelligent konzipierten und flexiblen Wehrpflicht ist keine Rückkehr zur Vergangenheit, sondern eine zukunftsorientierte Antwort auf die heutigen Herausforderungen.

Sie sorgt für:

  1. Militärische Stärke und glaubhafte Abschreckung
  2. Zivile Resilienz im Krisenfall
  3. Sozialen Zusammenhalt und die Vermittlung wichtiger Werte

Deutschland muss sich seiner Verantwortung in Europa und der Welt uneingeschränkt stellen. Die Wehrpflicht ist dafür ein unverzichtbarer Baustein. Die Zeit ist gekommen nicht nur über die Zeitenwende zu reden, sondern sie durch konkrete Taten zu manifestieren. Das Prinzip der Zeitenwende darf nicht nur eine Idee sein. Sie muss durch unverzügliches Handeln mit ausreichend finanziellen Mitteln, moderner Ausrüstung und einer klaren Strategie unterfüttert werden.

Nur ein wehrhaftes Deutschland kann effektiv zur Sicherheit Europas und damit zu unserem eigenen Schutz beitragen. Wenn die demokratische Freiheit nicht jetzt verteidigt wird, wird sie in der Zukunft nicht mehr verteidigt werden müssen, weil es sie dann nicht mehr geben wird. 

Jetzt handeln – für unsere sichere Freiheit von morgen!

Hauptmann d. R. Marcel Borowski, M.A. und MPA

SIRA (Simulationsbasierte Rahmenstabsübung) ist das große Ziel! – Auf der Zielgeraden

Gruppenfoto der Teilnehmer des Taktikaufbauseminars III vom 05. bis 07.09.2025 in
München

Mit den Worten „SIRA ist das große Ziel“ eröffneten die Taktiklehrer Oberstleutnant a. D. Bettendorf und Oberstleutnant a. D. Baumer am 05.09.2025 das Taktikaufbauseminar III an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München. Im Mittelpunkt stand dieses Mal die Gefechtsstandsausbildung. Schon zu Beginn wurde in der Vorstellungsrunde die Vielseitigkeit der Reservisten der Bundeswehr deutlich, die aus ganz Deutschland nach München gekommen waren: Die Teilnehmer bringen Erfahrungen aus Bereichen wie dem Gesundheitswesen,  der IT, dem Öffentlichen Dienst sowie aus der Selbstständigkeit mit. Dies unterstreicht eindrucksvoll, wie Reserve und Gesellschaft voneinander profitieren und miteinander wechselwirken.

Die Ausbilder stellten das „Haus der Taktik“ vor – ein innovatives und aufeinander aufbauendes didaktisches Konzept für die Taktikausbildung im Reservistenverband. Dieses Konzept bietet für jeden Interessierten passende Seminare in erreichbarer Nähe – vom Grundlagenseminar bis hin zum anspruchsvollen Ziel SIRA. Dabei nimmt der Anteil der eigenständigen Arbeit der Teilnehmer gegenüber den Vorträgen der Ausbilder mit jedem Seminar zu. Besonders im dritten Seminar war das gleich erlebbar.

Bereits am Freitagabend startete die inhaltliche Arbeit: Von den Teilnehmern wurde ein Lagevortrag zur Unterrichtung verlangt. Viele wurden dadurch buchstäblich ins kalte Wasser geworfen, da das entsprechende Seminar schon eine Weile zurücklag. Doch gerade unter Stress müssen die Grundlagen sitzen und „üben übt!“. Zum Üben sind diese Seminare ja schließlich auch gedacht! Die ehrlichen und stets konstruktiven Rückmeldungen durch die Ausbilder halfen, fachlich zu wachsen und Selbstvertrauen zu gewinnen. Der Samstag war zunächst dem Aufbau eines Gefechtsstandes und einer Gefechtsstandwand gewidmet. Hier zeigte sich der praxisnahe Wert der Ausbildung: Die Teilnehmer lernten direkt von erfahrenen Profis und konnten individuelle Fragen stellen – schließlich waren die wenigsten bis jetzt „draußen“ auf einem realen Gefechtsstand.

Im Anschluss folgte die Kartenarbeit mit einem komplexen Lagediktat. Es galt, relevante Informationen korrekt zu erfassen und auf der Lagekarte einzutragen, denn eine akkurat geführte Karte ist Grundlage aller folgenden militärischen Entscheidungen.

Aus der veränderten Lage ergaben sich Erfolge der Kräfte ROT, auf die es zu reagieren galt. Nun erarbeiteten die Teilnehmer Schritt für Schritt Handlungsoptionen für den militärischen Führer. Die Herausforderung bestand darin, die Vielzahl an Informationen, die den militärischen Führer erreichen zu strukturieren, den Überblick zu behalten und das eigene Handeln stets kritisch zu hinterfragen. Ziel ist es, diesen Führungsprozess – wie später bei SIRA – auch unter Stress und Zeitdruck im laufenden Gefecht souverän zu beherrschen. Vielen war die Erleichterung anzusehen, dass sie sich noch in einer Übungssituation befanden. Die Gruppenergebnisse wurden anschließend vorgestellt, diskutiert und von den Ausbildern kritisch hinterfragt – ganz gemäß dem Leitsatz eines Ausbilders: „Der Führungsprozess im Gefecht ist Gedankenarbeit!“

Die souveräne Beherrschung des Handwerkszeuges ist der Schlüssel zum Erfolg

Der Sonntag stand im Zeichen der praktischen Umsetzung: Die Teilnehmer mussten die gemeinsam erarbeitete Lösung in einen prägnanten Befehl fassen, der funktauglich und eindeutig ist.

Alle Beteiligen blicken auf ein intensives und lehrreiches Wochenende zurück, das jeden forderte – oder wie es ein Teilnehmer ausdrückte: „Der Führungsprozess ist ein Hamsterrad!“ Jeder spürte, bei welchen Aspekten noch Übung und Wiederholung nötig sind, um das große Ziel SIRA zu erreichen. Die Ausbilder machten deutlich: „Ein Lehrgang ist kein Könngang!“

Zum Abschluss gilt besonderer Dank den Ausbildern für ihr ehrenamtliches Engagement und die Möglichkeit, von ihrem Erfahrungsschatz zu profitieren. Die aktuellen Entwicklungen in Europa zeigen, wie relevant Übungsszenarien ROT gegen BLAU wieder geworden sind. Auch Organisation und Rahmenbedingungen des Seminars – von der Kommunikation bis zur Verpflegung – wurden allseits gelobt. Alle fühlten sich an der Sanitätsakademie bestens aufgehoben. Vielen Dank und bis zum nächsten Seminar!

Oberstabsapotheker Dr. Christoph Wenzel

Taktikaufbauseminar I für Reservisten: Rückkehr in das Haus der Taktik

Seminarteilnehmer und Taktiklehrer

“[Die] Taktik [ist] die Lehre vom Gebrauch der Streitkräfte im Gefecht, die Strategie die Lehre vom Gebrauch der Gefechte zum Zweck des Krieges.” Carl von Clausewitz (1780 – 1831)

Der Arbeitskreis Taktik- und Logistiklehrer im Reservistenverband lud erneut zu einem Taktikseminar vom 29. bis 31. August 2025 an die Sanitätsakademie in München ein – und 25 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet folgten motiviert dieser Einladung. Direkt nach der Ankunft am Haus der Taktik wurden alle Reservisten unterschiedlichster Dienstgrade aus diversen Truppengattungen, die im zivilen Berufsleben u. a. Studierende, Unternehmer, Angestellte, Beamte, Naturwissenschaftler, Ärzte und Professoren aktiv, von den Hausherren und Taktiklehrern Oberstleutnant a.D. Jürgen Baumer und Oberstleutnant a.D. Manfred Bettendorf im Eingangsbereich begrüßt und hereingeführt. Gemein bei allen Hausgästen war die ausgeprägte Bereitschaft, das mitgebrachte Grundlagenwissen über die Taktik individuell zu prüfen, zu erweitern und zu vertiefen. Dazu wurden alle Teilnehmende anhand der Systematik im „Haus der Taktik“ vom Erdgeschoss in die erste Etage, auch als “Belle étage” bezeichnet, geführt, damit die unterschiedlichen Kenntnisse didaktisch gezielt zu einem homogenen Wissenstand geführt werden konnten. Bevor die militärischen Inhalte der Taktik in den Fokus der Lernvermittlung rückten, soll folgende – sich möglicherweise aufgedrängte – Frage beanwortet werden: Was ist das Haus der Taktik?

Der Arbeitskreis Taktiklehrer im Reservistenverband hat sich das hehre Ziel gesetzt, die auf den ersten Blick komplexe Thematik der Taktik in didaktisch sinnvoll aufeinander aufbauenden Modulen zu vermitteln. Um diese modular strukturierte Gesamtaufbildung plastisch darzustellen, wurde das Haus der Taktik konzipiert. Das Erdgeschoss, in der Systematik „Haus der Taktik“ bildet das Grundlagenseminar, es steht für die Grundlagenmodule, die in die Thematik einführen und das theoretische Fundament schaffen sollen. Schwerpunkte dieser Module sind allgemeine formale Fragestellungen, taktische Symbole sowie das Lesen und Führen von Lagekarten. Im Zentrum dieser Ausbildungseinheit stehen der Führungsprozess der Landsteitkräfte mit den Prozessabschnitten Lagefeststellung, Entscheidungsfindung, Planung und Befehlsgebung, die Grundsätze des Führungsverhaltens, die Auftragstaktik, das Führen von Kräften in Landoperationen nach dem Prinzip der Operation verbundener Kräfte und das Rollenverständnis des militärischen Führers.

In der bereits genannten über dem Erdgeschoss gelegenen „Belle étage“ befinden sich dann die Aufbauseminare I bis III, in denen die erworbenen theoretischen Grundlagen ausgebaut und verbunden mit praktischen Komponenten weiterentwickelt werden.

Im Aufbauseminar I widmeten sich die beiden langjährigen Taktiklehrer und Seminarleiter, Oberstleutnant a.D. Jürgen Baumer und Oberstleutnant a.D. Manfred Bettendorf, der Aufgabe der Wissensvermittlung, die mit ihrer umfassenden Erfahrung aus der früheren dienstlichen Verwendung u. a. in internationalen Stäben und Auslandseinsätzen unschätzbare Expertise mitbrachten.

Zu Beginn wurde das Marschziel im weitläufigen Obergeschoss klar formuliert: Auf Grundlage des Führungsprozesses der Landstreitkräfte soll die Absicht der übergeordneten Führung analysiert werden. Mit dem Wissen um die geforderte eigene wesentliche Leistung, die von allen erwartet wurde, brachten die Seminarleiter alle auf einen einheitlichen Wissensstand, gaben die Lagekarte des Führungsprozesses mit und setzten anschließend die Kameraden geistig in Marsch. Es wurde von Beginn an sehr deutlich, dass eine wirksame und erfolgreiche Truppenführung zwar als ein kreativer, schöpferischer Prozess verstanden werden kann und sich daraus eine Vielzahl von Freiräumen ergeben, diese aber für eine Zielerreichung nicht ausreichend sind. Für einen nachhaltigen Erfolg bedarf es klar definierte fixe Prinzipien, die eine strukturierte Vorgehensweise nach dem deutschen „Führungsprozess der Landstreitkräfte” sicherstellen.

Die Systematik des Führungsprozesses mit seinen wiederkehrenden Phasen der Lagefeststellung, der Entscheidungsfindung, der Planung und der Befehlsgebung waren die Zwischenziele des geistigen Marsches. Der Führungsprozess setzte am Ausgangsszenario an, eine Verteidigung gegen feindliche Kräfte in Divisionsstärke zu prüfen, zu bewerten und daraus sachlogische Entscheidungen abzuleiten. Das gesamte Szenario in nuce: Der übergeordnete Brigadestab PzGrenBrig 51 als übergeordnete Führung hat seine Befehle ausgegeben und nun war es an den Teilnehmenden, in der Rolle eines Bataillonsstabes einen detaillierten Operationsplan für das verstärkte PzGrenBtl 514 zu konzipieren. Der Rhythmus des mentalen Marsches sah einen Wechsel zwischen Vortrag der Seminarleiter, Aufgabenpräsentation und -erläuterung und anschließender Gruppenarbeit vor.

Anschließend arbeiteten sich die Gruppen durch die verschiedenen Phasen des Führungsprozesses: die Analyse des Auftrages (Auswertung des Auftrages), die Beurteilung der Einflussfaktoren mit einer ausführlichen Beurteilung des Geländes und die Einschätzung der feindlichen Kräfte. Besonders anspruchsvoll war es, die eigenen Handlungsmöglichkeiten abzuschätzen und die für das Bataillon vorteilhafteste Option zu formulieren. Obwohl die reale Bearbeitungszeit für eine solche Aufgabe sehr kurz ist, konnten die Teilnehmenden in der Simulation die einzelnen Schritte des Prozesses in Ruhe durchgehen und verfeinern.

„Der militärische Führer ohne Reserve wird zum Beobachter großer Ereignisse!“ (GenLt a. D. Wiermann – ehemaliger Director General of the NATO International Military Staff im NATO-Hauptquartier)

Schwerpunkte lagen insbesondere bei der Auswertung des Auftrages gemäß Ziffer 3a des Brigadebefehls, der Geländebeurteilung sowie der elementaren Bedeutung der Reserve. Die Beurteilung der Einflussfaktoren, vor allem des Geländes, der Feindkräfte sowie der eigenen Kräfte folgte stringent dem Prinzip „Ansprechen! Beurteilen! Folgern!“. Diese Methodik ist sehr effektiv, um zeitnah eigene taktische Vorteile, die gleichzeitig Nachteile für den Feind darstellen und umgekehrt zu elaborieren. Auf diese Weise sollten die bestmöglichen Stellungsmöglichkeiten für die eigene Truppe – abstrakt für die gepanzerten Kampftruppen und konkret für das verstärkte PzGrenBtl 514 – abgeleitet werden. En passant eingewoben wurden neben den einzelnen Phasen des Führungsprozesses die Inhalte einer Stabsgliederung und deren Rolle beim LVU, die Einsatzgrundsätze der feindlichen Kräfte und die Ermittlung der Kampfkraft sowie die Absicht der einzelnen Feindkräftegruppierungen.

Hptm Borowski erklärt Angr FdKr

Die beiden Marschführer Oberstleutnant a.D. Jürgen Baumer und Oberstleutnant a.D. Manfred Bettendorf beantworteten eine Vielzahl von Fragen aus dem Plenum und bereicherten das Seminar durch praktische Beispiele. Bei aller Anstrengung kam das leibliche Wohl nicht zu kurz. In vielen Marschpausen wurden neben Süßigkeiten auch Wasser und Kaffee bereitgestellt. Hervorragend geeignet um die Inhalte des Seminars weiter zu diskutieren, gegenseitig Inhalte zu erläutern, Vorgehensweise zu hinterfragen, Sachverhalte zu verstehen und natürlich auch um sich zu vernetzen. Um diese Marschpausen lukullisch über den gesamten Seminarzeitraum zu gestalten, war die omnipräsent kompetente Hausherrin und unverzichtbare Unterstützung der Seminarleiter, Frau Ines Aschbauer, verantwortlich.

Am Sonntag war das Marschziel vor Augen und es folgte auf Grundlage der erarbeiteten Ergebnisse die Möglichkeiten des Handelns zu identifizieren und diese in Entschlussform zu formulieren. Nach einem detaillierten Kampfkraftvergleich und Abwägen von Vor- und Nachteilen der Handlungsmöglichkeiten wurde die vorteilhafteste Handlungsmöglichkeit zum Entschluss und somit zur Ziffer 3a des BtlBefehls.  

Der kurze, aber intensive Marsch mit dem Führungsprozess als Leitprinzip stellte sicherlich eine Herausforderung dar, aber durch die souveräne Führung der Seminarleiter wurde jedem Teilnehmenden ein wesentlicher Lernfortschritt und -erfolg zuteil und alle hatten das Ausbildungsziel erreicht. Horrido – Joho!

Nach der Fortbildung ist vor der Fortbildung und hinter den Bergen sind weitere Berge. Um vom Obergeschoss zur Spitze des Daches zu gelangen, um dann den gesamten Überlick über das weite Feld der Taktik zu erhalten, sollten die inhaltlich anschließenden Aufbauseminare II (Geländeerkundung) und III (Gefechtsstandausbildung) noch auf derselben Etage absoliviert werden. Auf diese Weise schafft der zukünftig voll ausgebildete und versierte Taktiker die Voraussetzung, um an der siebentägigen Simulationsübung im SIRA-System (Simulationssystem für Rahmenübungen) in Hammelburg im Oktober 2026 teilzunehmen. Dort können die Reservistinnen und Reservisten die Phasen des Führungsprozesses in einer computergestützten Gefechtssimulation unter realistischen Bedingungen üben. Ziel ist es, Handlungssicherheit bei Führungsprozessen von Zug- bis auf Bataillonsebene zu erreichen.

Nach einem lehrreichen, unterhaltsamen und von Kameradschaft geprägten Wochenende war dennoch das Bewusstsein vorhanden, dass die Taktik nicht nur eine realitätsferne und abstrakte Gedankenspielerei darstellt. Auf die eindeutigen Luftraumverletzungen in Polen und Rumänien durch russische Drohnen im Zuge von friedensverachtenden Angriffen, folgte das Eindringen von feindlichen Kampfflugzeugen in den estnischen Luftraum. Der jüngste Drohnenvorfall in Dänemark setzt die Reihe russischer Provokationen nur fort. Das Testen von militärischen Möglichkeiten und Grenzen führte zu einer angemessenen und notwendigen Reaktion seitens der NATO: Die NATO verurteilte die im Luftraum ihrer Mitgliedsstaaten stattgefundenen Vorkommnisse, indem das Verteidigungsbündnis seine Entschlossenheit zum Handeln betonte und Russland unter Androhung von Gewalt vor weiteren Luftraumverletzungen warnte. In einer Erklärung aller 32 Bündnisstaaten heißt es:

“Für Russland sollte es keinen Zweifel geben: Die NATO und ihre Verbündeten werden im Einklang mit dem Völkerrecht alle notwendigen militärischen und nichtmilitärischen Mittel einsetzen, um sich zu verteidigen und alle Bedrohungen aus allen Richtungen abzuwehren.”

Diese Erklärung sollte alle Verantwortlichen zu einer Refokussierung auf die am 27. Februar 2022 erklärte Zeitenwende und deren Zielsetzung führen. Deutschland muss unverzüglich verteidigungsbereit werden! Die Zeit der “Friedensdividende” ist entgültig passé. Die akute Bedrohungslage ist real: Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist klar, dass militärische Aggression in Europa eine reale Möglichkeit ist. Russland wird von einem Großteil der Bevölkerung als konkrete Bedrohung für Deutschlands Sicherheit wahrgenommen. Die hybride Kriegsführung – von Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen bis hin zu Desinformation und Sabotage – findet bereits täglich statt. Bundeskanzler Merz hat bei einem Festakt zum Jubiläum in Berlin zum NATO-Beitritt der Bundesrepublik vor 70 Jahren den Anspruch Deutschlands auf eine Führungsrolle in der Militärallianz bekräftigt. Deutschland werde, so der Bundeskanzler, in den nächsten Jahren bei dieser Aufgabe vorangehen, den europäischen Pfeiler der NATO zu stärken. Dazu muss die Bundeswehr kriegstüchtig sein – nicht werden. Eine Verschiebung in ein fernes, ungewisses Morgen stellt eine Gefährdung des Friedens dar. Nur eine kriegstüchtige Bundeswehr kann glaubwürdige Abschreckung leisten und damit dem Frieden dienen.

Der Schutz von Demokratie und Werten darf nicht nur verfassungsgemäß für Deutschland oberste Priorität haben. Verteidigungsbereitschaft ist nicht nur militärisch, sondern auch gesamtgesellschaftlich zu verstehen. Sie schützt unsere plurale und offene Gesellschaft, unsere Freiheit und unsere demokratische Lebensweise vor äußeren und hybriden Angriffen. Es gilt die Resilienz zu stärken, um jegliche Intervention und Manipulation mit dem Ziel der Spaltung entgegenzuwirken.

Die proklamierte Zeitenwende war der Beginn einer neuen außen- und sicherheitpolitischen Phase. Jetzt muss der Zeitenwandel umgesetzt werden und die zweite Phase der Verteidigungsära münden – Frieden braucht Stärke! Dies erfordert ein unverzügliches Handeln mit ausreichend finanziellen Mitteln, moderner Ausrüstung, eine klare Strategie verbunden mit einer Meilensteinplanung und die sofortige Reaktiverung der Wehrpflicht.  

Wir Soldatinnen und Soldaten wissen, dass unsere Uniform nicht nur im Frieden glänzt. Unsere Uniform ist ein für jedermann erkennbares Bekenntnis: “Wir. Dienen. Deutschland.” Dies reicht aber nicht aus. Das äußere Bekenntnis muss die Grundlage sein, um zu einer weiterführenden, höheren und klaren inneren Haltung zu gelangen: “Wir. Dienen. Dem. Frieden!” Diese innere Überzeugung muss jederzeit prägend und bei allen Handlungen zur Geltung kommen, damit die jetzt und zukünftig unmissverständlich folgende Botschaft nach außen gesendet wird: “Wir. Sind. Bereit.” denn “Wir. Sind. Die. Bundeswehr!”

Anmelden und mitmachen

Interessenten aus den Dienstgradgruppen der Offiziere und Unteroffiziere mit Portepee in herausgehobener Dienststellung (Kompanie-Ebene, Zugführer, Kompanietruppführer, ab Bataillons-Ebene als S1- bis S6-Feldwebel) finden unter www.taktik-logistiklehrer.de die aktuellen Termine der kommenden Seminare für das Jahr 2025 und 2026. Die Termine für das Ausbildungsjahr 2026 werden vermutlich ab Ende Oktober/Anfang November 2025 auf der Homepage des Arbeitskreises Taktik veröffentlicht.

Hauptmann d. R. Marcel Borowski, M. A. & MPA

Reserve profitiert von Vielfalt – auch in der Taktikausbildung

Eine sprichwörtlich „bunte Truppe“ rückte am späten Nachmittag des 25.04.2025 in die Räumlichkeiten der SanAkBw in München ein. Unteroffiziere mit Portepee, Offiziersanwärter, Offiziere und Stabsoffiziere der Reserve sämtlicher Waffenfarben und Teilstreitkräfte hatten sich für das Wochenende einem Grundlagenseminar „Taktik“ unter der Leitung von OTL a.D. Manfred Bettendorf und OTL a.D. Jürgen Baumer verschrieben.

Nach der gut organisierten Einschleusung durch Frau Ines Aschbauer (Organisationleiterin der Geschäftsstelle Murnau) stellte OTL Jürgen Baumer das sogenannte „Haus der Taktik“ vor. Die Lehrgangsteilnehmer lernten den Aufbau der durch den Reservistenverband durchgeführten Seminare zum Thema Taktik kennen. Ziel ist, die Teilnehmer über mehrere Stufen für eine SIRA (Simulationsbasierte Rahmenstabsübung) zu qualifizieren.

Der weitere Abend bestand dann noch in der Einführung in die kommenden Tage und klang schlussendlich mit einer Brotzeit in den Räumlichkeiten der Betreuungseinrichtung SANSIBAR aus.

Für den Samstagvormittag lag der Schwerpunkt der Ausbildung im Wesentlichen unter dem Titel „Truppenführung“. Der Lehrgang befasste sich dabei mit den Grundlagen der soldatischen Führung. Einer der wesentlichen Grundsätze lautet dabei: „Wer Menschen führen will, muss Menschen mögen.“ Ein Grundsatz, da waren sich die Teilnehmer einig, der auch in der zivilen Arbeitswelt seine Berechtigung hat und dort wohl an der ein oder anderen Stelle auch mal zu kurz kommt.

Wesentlich für die weiteren Lernfortschritte war dann auch die Annäherung an das Thema „Auftragstaktik“ als elementarem Bestandteil deutscher Doktrin. OTL Bettendorf und OTL Baumer arbeiteten die Kernpunkte dieser Philosophie auf und grenzten diese zur Befehlstaktik ab, die bei anderen Armeen zum Einsatz kommt.

Nach weiteren Einheiten zu den Operationsgrundsätzen „Blau“, der Analyse einer ILÜ (Informationslehrübung) mit dem Inhalt „Gefecht der verbundenen Waffen“ sowie einem Überblick der Doktrin „Rot“ und deren Fähigkeiten war dann das Kennenlernen des „Führungsprozess der deutschen Landstreitkräfte“ der Schwerpunkt. Diesen zu verinnerlichen ist für die dynamische Gefechtsführung von essenzieller Bedeutung – wie die Teilnehmer am kommenden Tag noch in eigener Erfahrung lernen durften.

Zunächst endete der Lehrgang aber am Samstag aber dann mit der Vorstellung der Üb.-Lage WANTEWITZ und der Analyse des Befehls Nr 1 dieser Lage.

Auch den Samstagabend konnten die Teilnehmer dann bei Leberkäse und einigen Kaltgetränken zum weiteren Austausch und ersten taktischen Gesprächen nutzen. Der Austausch war rege und fruchtbar, auch hier zeiget sich dann nochmal wie spannend vielfältige Reserve mit ganz unterschiedlichen Werdegängen und Erfahrungen sein kann.

Nach dem Frühstück am Sonntag ging es dann unmittelbar in die Lage WANTEWITZ. Die Teilnehmer hatten als Kommandeur des Panzergrenadierbataillons den Auftrag, den Angriff einer mechanisierten Infanteriebrigade der wislanischen Armee abzuwehren. Hier nun konnte das in den vergangenen Tagen Erlernte zur Anwendung gebracht werden – auch wenn natürlich allen bewusst war, dass dies in der Kürze der Zeit nur erste Ideen der Gefechtsführung sein konnten. Dennoch gab es spannende und fundierte Lagevorträge, die durch die einzelnen Arbeitsgruppen vorgestellt wurden.

Im Fazit äußerten sich alle Teilnehmer sehr positiv zu dem Lehrgang – die Neu- und Wissbegierde jedenfalls ist nach dem Lehrgang deutlich geweckt – im Feedback äußerten etliche Kameraden dann auch den Wunsch, den Lehrgang möglicherweise noch, um ein paar Stunden zu verlängern. Auch die Möglichkeit, sich im Selbststudium im Vorfeld vorzubereiten wurde sehr begrüßt und könnte nach Ansicht der Teilnehmer noch intensiviert werden. In der Gesamtschau waren alle Teilnehmer sehr positiv zu Inhalten und Organisation des Lehrgangs.

Auch die Dozenten zeigten sich mit den Leistungen der Absolventen zufrieden, so dass dann alle am Sonntagmittag in zumindest noch ein kleines Restwochenende starten konnten.

                                                                Autor: Oberfähnrich d.R. Ilja Woitaschek

Oberfeldwebel Roßmeißl und Oberleutnant Lohmüller beim Studium der eigenen Lage
Arbeitsgruppe 4 bei der Analyse der Lage Rot
Feldwebel Wächter beim Lagevortrag unter den Augen von OTL Baumer

Die Kunst der Verteidigung

oder

Wie man durch einen strukturierten Prozess zum Ziel kommt

„Der General, der eine Schlacht gewinnt, stellt vor dem Kampf im Geiste viele Berechnungen an. Der General, der verliert, stellt vorher kaum Berechnungen an. So führen viele Berechnungen zum Sieg und wenig Berechnungen zur Niederlage – überhaupt keine erst recht! Indem ich diesem Punkt Aufmerksamkeit widme, kann ich voraussagen, wer siegen oder unterliegen wird.“ – Sunzi 544-496 v.Chr.

Zugegeben der Einleitungssatz ist sehr plakativ und dennoch zutreffend – auch wenn der Führungsprozess der Landstreitkräfte nicht wie eine Rechenaufgabe gelöst kann. – Am Beispiel der

Verteidigung des Thüringer Beckens übten die Reservisten unter Anleitung der Taktiklehrer OTL a.D. Manfred Bettendorf und OTL a.D. Jürgen Baumer den Führungsprozess der Landstreitkräfte.

Die Aufgaben, die die Lehrgangsteilnehmer zu bewältigen hatten, waren nicht unerheblich und im Vorfeld wurde viel Lernstoff zu Verfügung gestellt, den die Lehrgangsteilnehmer im Eigenstudium vorzubereiten hatten.

Die Problemstellung lautete: „Planen Sie eine Verteidigung für einen Raum gegen einen Gegner, der nummerisch in der Überzahl ist und halten Sie die Stellung, um dem übergeordneten Befehlshaber die Möglichkeit zum Gegenangriff zu bieten. Eingebettet in die Rahmenlage einer völkerrechtswidrigen Invasion mit großen Truppenkontingenten auf der Gegenseite und der Verteidigung eines NATO-Mitgliedes durch eine multinationale Koalition des Bündnisses auf der anderen, ermittelten die Teilnehmer in Gruppenarbeit zunächst auf Basis des Brigadebefehls den eigenen Auftrag und die wesentliche Leistung für den Auftrag – Auswerten des Auftrages (kurz AdA)

„PzGrenBtl 514 verstärkt vermindert verteidigt entlang der FEBA Staußfurt – Sömerda die Stellung 3.1, um so die Voraussetzung für die Zerschlagung der Folgekräfte durch den Gegenangriff Hammer der 5. Panzerdivision zu schaffen.“

In einem Lagevortrag zur Einleitung der Lagebeurteilung (LVEinl) ergaben sich erste Hinweise und Prüffragen, z.B.

„Wie kann mit dem Fluss Unstrut mit hohem Einsatzwert an der FEBA verteidigt werden?“

die in der anschließenden Beurteilung der Lage sukzessive abgearbeitet wurden. Stichwort Prüffragen. Hierzu wurden Informationen aus dem grafischen Operationsplan, genauso wie aus dem Brigadebefehl herangezogen, um das Lagebild allmählich zu verdichten.

In die Beurteilung gingen die Einflussfaktoren wie Umweltbedingungen (bspw. Winter, mit schlechter Sicht und Nebel/Schneefall bei Nacht), Informationsumfeld (Desinformation durch Feind), Bedrohungen, die Zivile Lage wie Flüchtlinge / Zurückgebliebene, NGO/GO uvm., die Feindlage – Gesamtüberblick, Kräftegruppierungen, Möglichkeiten und vermutete Absicht ein.

„Ein mechanisiertes Regiment mit zwei verstärkten mechanisierten Bataillonen nebeneinander, Schwerpunkt links und einem verstärkten mechanisiertem Bataillon im Schwerpunkt folgend, beidseits der Achse Alperstedt Herrnschwende nimmt den Raum Greußen als Zwischenziel des Regiments, greift danach…, um so die Voraussetzung für die Einführung Folgekräfte zu schaffen“

Vervollständigt wurde die Lagebeurteilung durch die Beurteilung der eigenen Kräfte mit Leistungsvermögen und Einsatzwert, die teils in Gruppenarbeit erarbeitet wurden und teils in Vorträgen die Themengebiete abgehandelt wurden.

Insbesondere bei der Feindbeurteilung und die Beurteilung der eigenen Truppen wurde die meisterliche Kunst der Taktiklehrer deutlich, die aus rechnerischen Größen und „Softskills“ ein belastbares Ergebnis für Feststellung der Lage erzeugten.

OSAp d.R. S. Schneider beim Vortrag der Arbeitsergebnisse

Anschließend wurden die die Möglichkeiten des eigenen Handelns in Entschlussform festgestellt. Die Taktiklehrer legten ein besonderes Gewicht auf die Form und den Gebrauch der richtigen Vokabeln und korrigierten die Teilnehmer, um sie auf den geforderten Stand zu bringen. Ziel war es, die beste Aufstellung für die Erreichung des Auftrages für Rot (Worst-Case-Szenario für Blau) als auch für Blau (Worst-Case-Szenario für Rot) zu finden.

Im folgenden Unterricht Kräfte und Fähigkeitsvergleich, also Gesamtkräfteverhältnis, Kräfte-/ fähigkeit und Einsatzwertvergleich wurde nun gefechtsphasenweise / abschnittsweise das beabsichtigte Gefecht im Hinblick auf die Feind-Freund-Kräfteverhältnis beurteilt. Wie viele Schützenpanzer hat Rot im Vergleich zu Blau, wie viele hat Kampffahrzeuge hat Blau insgesamt in Bezug auf den Feind. Wie viele Kampfpanzer haben die ersten zwei angreifende Bataillone Rot im Vergleich zu Bataillon Blau, wie ist das Kräfteverhältnis Rot versus Blau. Stimmen die Verhältniszahlen insgesamt und Phasenweisen, wie sind die Fähigkeiten in einzelnen zu bewerten.

Diese und weitere Fragen des Kräfte- und Fähigkeitsvergleich wurden schrittweise abgearbeitet.

 Am Schluss „wählten“ die Lehrgangsteilnehmer die beste Aufstellung für

die Erreichung des Auftrages aus und stellten diese wieder in Entschlussform dar.

In der Folge wurde jede Kompanie mit weiteren Kräften ausgestattet bzw. musste Teile abgeben, damit der Auftrag bestmöglich ausgeführt werden konnte – Stichwort Truppeneinteilung.

Am Ende des Lehrgangs stand der Entschluss und somit die Ziffer 3a des Befehl Nr.1 für die Verteidigung fest,

„PzGrenBtl 514 verstärkt vermindert verteidigt mit drei Kompanien nebeneinander und einer Panzerkompanie in Reserve entlang der FEBA Staußfurt – Sömerda die Stellung 3.1, um so die Voraussetzung für die Zerschlagung der Folgekräfte durch den Gegenangriff Hammer der fünften Panzerdivision zu schaffen. Das Gefecht wird in drei Phasen geführt:

  • Phase I Aufnahme von Teilen Aufnahme der Teile der altroverdischen Division
  • Phase II Verteidigung des zugewiesenen Verteidigungsraumes im Erfurter Becken
  • Phase III halten der Stellung 3.1
  • […]“

mit dem die Teilnehmer in der Geländebesprechung in den zweiten Teil des Aufbaulehrgangs Taktik starten werden. „To be continued…“

Fazit:

Es war wieder einmal ein sehr anspruchsvoller Lehrgang mit Teilnehmern aus allen Dienstgradgruppen vom Portepeeunteroffizier bis zum Stabsoffizier und allen TSK und Truppengattungen über Artillerie und Aufklärer über Panzertruppen bis hin zur Sanität.

 Die Zeit verging wie im Flug, und das lag vor allem an den beiden Taktiklehrern OTL a.D. Bettendorf und OTL a.D. Baumer. Sie vermittelten spannend, stringent die Lehrgangsinhalte und forderten, aber überforderten die Lehrgangsteilnehmer nicht. Das Konzept aus „kleinen“ „Kampfgruppen“ für die Gruppenarbeit und Unterrichtung verdichtete den Stoff schnell und bleibt für folgenden Lehrgänge im Kopf.

Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Organisation durch den VdRBw hier in Form von Frau Aschbauer wieder herausragend war. Chapeau!

Ebenso ist die Liegenschaft der Sanitätsakademie zu loben – ein Taktiklehrsaal auf die Bedürfnisse der Lehrgangsteilnehmer zugeschnitten und gepflegte Offiziersstuben mit Dusche und WC sind heute immer noch keine Selbstverständlichkeit.

Ich kann jedem Reservisten nur empfehlen, die Taktikschulungen des VdRBw mitzumachen, egal ob es sich um die Gruppenführerebene oder wie hier um die Bataillons- oder Brigadeebene handelt. TAKTIK MACHT nicht nur SPASS, sondern die hier vermittelten Inhalte können universell in allen – und nicht nur militärischen- Bereichen eingesetzt werden, wenn es darum geht, strukturiert durch eine Problemstellung zu einem Ziel zu kommen.

Oberstabsapotheker d.Res. Sascha Schneider

Taktik Grundlagenseminar in Delitzsch

„Unsere Wehrhaftigkeit erfordert eine kriegstüchtige Bundeswehr.“ Bundesministerium der Verteidigung, Verteidigungspolitische Richtlinien 2023 vom 9. November 2023, S.9

Dieser zentrale Satz aus den Verteidigungspolitischen Richtlinien 2023 fasst den systemischen Paradigmenwechsel der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik prägnant zusammen, der das Leitmotiv für die Bundeswehr heute und in die Zukunft gerichtet darstellt. Die globale sicherheitspolitische Volatilität erfordert eine stringente und konsequente Refokussierung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung im gesamtstaatlichen Kontext. Um diesen neuen Auftrag auch effektiv wahrnehmen zu können, muss die militärische Königsdisziplin „Taktik“ erlernt, verstanden und angewendet werden können.

Um sich das theoretische Rüstzeug zur Besteigung des Berges „Taktik“ anzueignen, haben sich 17 Teilnehmende aus den Laufbahngruppen der Offiziere und Unteroffiziere jeglicher Truppencouleur zum Grundlagenseminar vom 14. bis 16. Februar 2025 in der Feldwebel-Boldt-Kaserne im sächsischen Delitzsch eingefunden. Unter dem Motto „Taktik macht Spaß“ wurde hier unter der Führung der Taktik- und Logistiklehrer OTL a. D. Jürgen Baumer und OTL a. D. Henrik Guttau das konzeptionelle Fundament als unbekanntes Terrain erkundet.

Ziel war es, die Teilnehmenden das breite Spektrum der Taktik – von der Truppenführung und militärischen Symbolen über Führungsverhalten und Einsatzgrundsätze bis zur Stabsarbeit – heranzuführen und erste ggf. bestehende Hindernisse zu überwinden. Der Schwerpunkt des Seminars bildete dabei der Führungsprozess des militärischen Führers und die integrierte Entscheidungsfindung als integrale Komponente einer erfolgreichen Lageanalyse. Hierzu wurde von einer fiktiven militärischen Spannungslage ausgegangen, die prozessual strukturiert von den Teilnehmenden bearbeitet werden sollte. Die langjährige und extensive Expertise beider Ausbilder stellte eine wertvolle Unterstützung dar, mit deren Hilfe die einzelnen Prozessabschnitte von der Lagefeststellung über die Entscheidungsfindung und Planung bis zur Befehlsgebung auf Bataillonsebene detail- und bildreich thematisiert wurden. Zur inhaltlichen Vervollständigung wurden auch Grundsätze für die Führung von Lagekarten, Einsatzgrundsätze eigener und feindlicher Kräfte und Grundlagen der Stabsarbeit innerhalb eines Bataillonsgefechtsstands vermittelt. Die wechselnden theoretischen und praktischen Unterrichtseinheiten zeigten den engagierten Reservedienstleistenden, was erforderlich ist, um in der Taktik zu bestehen. Eine klare Herausforderung war die Stofffülle und die zügige Bearbeitung der praktischen Aufgaben, die in diversen Arbeitsgruppen gelöst werden sollten. Die Ergebnisse und Lösungsansätze der Kameraden zeugten von Handlungssicherheit und Lernfreude. Auf diese Weise entstand das Gefühl, die Taktik als effektive Methodik kennenzulernen – und dies nicht nur für den militärischen Bereich, sondern auch für den privaten bzw. zivilen Bereich. Dies basiert auf der Tatsache, dass der Führungsprozess der Bundeswehr einen geordneten Ablauf Entscheidungsfindung darstellt, der grundsätzlich unter den Prämissen von Informationsmangel, Zeitnot und -druck wirksam umgesetzt werden muss. Übertragen auf Situationen und Aufgaben im zivilberuflichen oder privaten Bereich kann dieser Führungsprozess helfen, folgende Kernfragen zu beantworten: Wie gestaltet sich die aktuelle Ausgangslage?  Was ist das Ziel? Welche Rahmenbedingungen bestehen? Welche Einflussmöglichkeiten bestehen und welche nicht? Wie sind valide Entscheidungen ableitbar? Und wie kann oder sollte auf diesen Entscheidungen gehandelt werden und bis wann? Wer sich diese Führungskompetenz aneignen kann, ist in jeglichen Organisationen sehr gefragt.

Am Ende des Seminars hatten alle Seminarteilnehmer verstanden, dass nur eine konsequente Anwendung des Führungsprozesses die Grundlage für ein entschlossenes, zielgerichtetes Handeln des militärischen Führers ist. In der Abschlussbesprechung bewerteten die Teilnehmer das Seminar in summa sehr positiv. Die Quintessenz kann daher wie folgt formuliert werden: Taktik macht Spaß!  

Die gesamte Lehrveranstaltung im Bereich der Aufnahme, der Verwaltung und Betreuung wurde durch den Org. Leiter GS, Herrn Steffen Bräutigam, logistisch nicht nur unterstützt, sondern auch zu einem sehr ausgeprägten positiven Erlebnis. Er sorgte jeden Tag für frische Heißgetränke und für einen absolut reibungslosen organisatorischen Ablauf. Ein zusätzlicher Dank gilt auch den Kameradinnen und Kameraden des Bezirksvorstandes, die im Hintergrund bei der Durchführung mitgewirkt haben.

Anmelden und mitmachen

Interessenten aus den Dienstgradgruppen der Offiziere und Unteroffiziere mit Portepee in herausgehobener Dienststellung (Kompanie-Ebene, Zugführer, Kompanietruppführer, ab Bataillons-Ebene als S1- bis S6-Feldwebel) finden unter www.taktik-logistiklehrer.de die aktuellen Termine der kommenden Seminare für das Jahr 2025.

Marcel Borowski, MPA und M.A. sowie OFR d. R.


PzGrenBtl 514 verteidigt erfolgreich gegen Kräfte der 4. (WIS) MechDiv im THÜRINGER BECKEN

An der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München fand vom 30. August bis 1. September 2024 das Aufbauseminar III zur „Taktischen Weiterbildung für Reserveoffiziere – Entscheidungsfindungsprozess in der laufenden Operationsführung Gefechtsstandausbildung“ statt. Die Leitung oblag den Taktik- und Logistiklehrern Oberstleutnant a.D. Manfred Bettendorf und Oberstleutnant a.D. Jürgen Baumer, die zuletzt als Berufsoffiziere ihren Dienst versahen und sich über das reguläre Dienstzeitende hinaus für die Bundeswehr engagieren.

Über drei Tage wurden 24 Reservisten und aktive Soldaten aus dem gesamten Bundesgebiet zu den neuesten Kenntnissen der Führung im Gefecht in der defensiven Operationsart Verteidigung geschult. Dabei wurden mit Lagekarten und Handkarten anspruchsvolle Aufgaben zu Lagefeststellung und Lagedarstellung erarbeitet, Lagediktate aufgenommen und Gefechtsbefehle erstellt.

Ziel war es, dass die Teilnehmenden einen Gefechtsstand einrichten, als Kommandeur eine Lagebeurteilung durchführen und folgerichtige Entschlüsse formulieren sowie Operationspläne erstellen können. Ebenfalls wurde die Erstellung eines auf dieser Befehlsgebung basierenden Lagevortrags zur Unterrichtung geübt. Dieser baute auf den zuvor im Lagediktat gewonnenen Erkenntnissen auf. Die realistischen Eindrücke aus zahlreichen Einsätzen und Übungen, unterstützt durch den großen Erfahrungsschatz der Ausbilder, vermittelten den Teilnehmenden ein plastisches Bild von diesen Tätigkeiten. Die modularen und inhaltlich aufeinander aufbauenden Stränge der taktischen Weiterbildungen werden in einem abschließenden SIRA-Durchgang zusammengeführt. Dieser findet an der Infanterieschule HAMMELBURG vom 04.-11.10.2024 statt.

Den Soldatinnen und Soldaten wurde an diesem Wochenende die Gelegenheit geboten, im Rahmen einer anspruchsvollen Schulung, die auf den zuvor absolvierten Modulen aufbaute, die Arbeit auf einem Gefechtsstand und die Grundzüge der Taktik ebenen gerecht in der laufenden Operationsführung zu vertiefen.

Daneben wurden Erfahrungen, Tipps und Tricks ausgetauscht. Insbesondere die Arbeit in Arbeitsgruppen festigte das Netzwerk zwischen den Teilnehmenden sowie zwischen den neuen und altbekannten Gesichtern.

Herzlichen Dank Herrn Oberstleutnant a.D. Manfred Bettendorf und Herrn Oberstleutnant a.D. Jürgen Baumer sowie dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. für das Engagement in Lehre und Ausbildung!

Taktik macht Spaß!                                                                             

 Maj A. Preising

Reserve lernt Taktik

Teilnehmer und Organisationspersonal

Jeder Trainer und Fußballer benötigt Taktikkenntnisse und bei der Welt- oder Europameisterschaft haben wir ca. 80 Millionen Taktiker vor dem Fernseher.

24 Teilnehmer, vom Flieger bis zum Oberst der Reserve, haben sich in der Sanitätsakademie in München eingefunden, um ihre Kenntnisse im Bereich der militärischen Taktik weiter auszubauen. Am Wochenende 30. August bis 01.September 2024 fand das Taktik Aufbauseminar III (Gefechtsstandausbildung) unter der Leitung von Oberstleutnant a.D. Manfred Bettendorf und Oberstleutnant a.D. Jürgen Baumer statt. Unterstützt wurde die Veranstaltung im Bereich Aufnahme, Verwaltung und Betreuung durch die seit Jahren bewährte Kreisorganisationsleiterin der Geschäftsstelle Oberland, Frau Ines Aschbauer, die wieder als gute Seele für eine reibungslose Organisation sorgte. Ein weiterer Dank gilt auch Kameraden des Bezirksvorstandes, die bei der Durchführung im Hintergrund mit angepackt haben.

Die Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet haben, unter Anleitung durch die Taktik- und Logistiklehrer, das Handwerkszeug für eine erfolgreiche Lagebearbeitung erlernt, sich in dem Führungsvorgang geschult und das Arbeiten auf dem Gefechtsstand eines Bataillons erlernt. Nicht nur die Temperaturen haben zu rauchenden Köpfen geführt, sondern die Aufgaben und Lösungsversuche haben zu schwitzenden Teilnehmern geführt.

Ziel dieser anspruchsvollen Ausbildung ist es, den Teilnehmern die Grundzüge der Taktik zu vermitteln, ggf. bestehende Berührungsängste mit der Taktik abzubauen und Tipps und Tricks für die Arbeit auf einem Gefechtsstand zu geben. Hier sind gerade die Pausengespräche hilfreich, da sich die Teilnehmer mit ihren bereits verschiedenen Erfahrungen gegenseitig helfen können, Bilder weitergeben können und zum Austausch anregen.

Der große Erfahrungsschatz der Ausbilder, noch aus Zeiten der Volltruppe bei den aktiven Verbänden und den Truppenteilen der Reserve, die Bilder aus zahlreichen Übungen und Einsätzen vermitteln den Teilnehmern realistisch, was es dazu braucht um erfolgreich im Bereich Taktik zu bestehen. Mit Eifer arbeiten die Kameraden in ihren Arbeitsgruppen, tragen ihre Ergebnisse vor und diskutieren die Lösungsansätze, immer frei vor Furcht vorgeführt zu werden, denn lernen und ausprobieren sind Trumpf. So soll den Teilnehmern die Angst vor der Taktik genommen werden und ihnen neben dem militärischen Nutzen auch ein ziviler Nutzen vermittelt werden. Der Führungsprozess der Bundeswehr ist eine strukturierte, auch unter Zeitdruck anzuwendende Methode, um eine Situation und Aufgabenstellung zu durchdringen, herauszuarbeiten was verlangt ist, was die Rahmenbedingungen sind, welche Einflussfaktoren es gibt und welche Möglichkeiten des Handelns sich bieten um dann zu einer fundierten Entscheidung zu kommen und dies dann erfolgreich umzusetzen. Diese Fähigkeit ist auch im beruflichen Umfeld sehr gefragt und bereits manch Firmenlenker hat sich hier bei der Bundeswehr in den Führungsprozeß einweisen lassen. Ein erfolgreicher Teilnehmer an den Taktikaus-bildungen, hat somit auch einen zivilen Nutzen für seinen Arbeitgeber und dies ohne Kosten für die Firma.

Für das Jahr 2025 wurden bereits 6 neue Termine mit der Sanitätsakademie als Unterstützer mit Unterkunft, Hörsälen und Technik vereinbart, also keine Angst vor der Taktik, nutzt diese Gelegenheit zur eigenen Aus- und Weiterbildung.

Weiterführende Informationen findet man auch unter:

http://taktik-logistiklehrer.de/

Text: Oberst d.R. Kai-Uwe Mayer

Bilder Oberst d.R. Kai-Uwe Mayer und Ines Aschbauer

Taktiklehrer Oberstleutnant a.D. Bettendorf (links) bespricht Arbeitsergebnisse
Taktikhörsaal Sanitätsakademie
Taktiklehrer Oberstleutnant a.D. Bettendorf (mit Zeigestab) bespricht Arbeitsergebnisse

Taktik macht nicht nur Spaß, sondern auch Lust auf mehr!

Der Hörsaal mit seinen Ausbildern OTL a. D. Bettendorf (1. Reihe, 6. v. l.), OTL a. D. Baumer (2. Reihe, 1. v. l.) und OTL d. R. Dr. Gimmler (3. Reihe, 1. v. l.), sowie Fr. Aschbauer (2. Reihe, 2. v. l.).

München ein, um ihr taktisches Wissen im dreitägigen Grundlagenseminar Taktik (Süd) auf Bundesebene durch die berufs- und ausbildungserfahrenen Fachlehrer Taktik OTL a. D. Manfred Bettendorf und OTL a. D. Jürgen Baumer auffrischen zu lassen. Unterstützung kam durch OTL d. R. Dr. Karl-Heinz Gimmler, der aus der digitalen Ausbildung des VdRBw mit seinem Unterricht zur improvisierten Panzerabwehr bekannt ist.

Der Anreisetag begann mit einer Vorstellung des Ausbildungspersonals. Die anschließende ausführliche Erläuterung des Hauses der Taktik machte die Abgrenzung zwischen der taktischen Ausbildung auf Landes- und Bundesebene deutlich, die sich auch auf die angesprochene Zielgruppe auswirkt: Während auf Landesebene auf Ebene Kompanie ausgebildet wird, spricht die Bundesebene die Ebene eines verstärkten Kampftruppenbataillons an, weshalb ein gewisses Maß an Vorwissen zur Taktik der Teilstreitkraft Heer mitzubringen ist, um von der Ausbildung auch maximal profitieren zu können. Doch dazu später mehr. Des Weiteren wurde auch die im Aufbau befindliche Multiplikatorenausbildung für die taktische Weiterbildung der Heimatschutzkräfte vorgestellt.

Bei der folgenden Vorstellung der Teilnehmer zeigte sich wieder, dass die Reserve ein bunter Querschnitt durch die Gesellschaft ist: Der Hörsaal umspannte von der Altersstruktur mehr als drei Jahrzehnte, brachte die unterschiedlichsten zivilen Berufe vom Finanzbeamten über den Forstwissenschaftler, heilpädagogischen Förderlehrer und Zahnarzt bis zum Nautiker mit und die unterschiedlichsten militärischen Werdegänge vom langdienten Zeitsoldaten bis zum Reserveoffizieranwärter, der nach Aussetzung der Wehrpflicht seine Grundausbildung in der vierwöchigen Ausbildung Ungedienter für die Reserve nachholte.

Deutsche und österreichische Kameraden an der SanAk in München.

Selbstredend war der Hörsaal klar heeresdominiert, aber neben einigen Luftwaffenangehörigen waren auch jeweils drei Kameraden der Marine und des Sanitätsdienstes vertreten. Eine Premiere erlebten selbst die Taktiklehrer durch den österreichischen Kameraden Leutnant der Miliz Albrecht Spiess, der dank der Verbindung über die Offiziergesellschaft Wien als erster Teilnehmer unseres südöstlichen Nachbarlandes teilnahm.

Im Rahmen einer „Lagefeststellung“ wurde nun sichergestellt, dass die Teilnehmer über das nötige Vorwissen verfügen, um dem Unterricht der kommenden beiden Tage reibungslos folgen zu können. Abrufbar sein sollten unbedingt die grundlegenden militärischen Symbole, der Ablauf eines Lagevortrags zur Unterrichtung (LVU) und das Führen von Lagekarten zur Lagedar- und -feststellung.

Der erste Unterrichtsabend wurde mit der Ermunterung der Taktiklehrer, alle einem noch so unbedeutend erscheinenden Fragen zu stellen, und ihrem Versprechen, keine Frage offen zu lassen, beendet.

In den kommenden anderthalb Tagen von Samstagfrüh bis Sonntagmittag folgte ein straffer Ritt durch die Inhalte, die genau auf diesem Niveau im Rahmen der aktuellen taktischen Ausbildung der Reserveoffiziere in deren Lehrgängen vermittelt werden. Denn das ist der Sinn und Zweck des Grundlagenseminars, dieses Wissen, was bei der Mehrheit der Teilnehmer irgendwann in deren militärischer Vergangenheit angelegt wurde, wieder in Erinnerung zu rufen, um es bei den späteren Aufbaulehrgängen anwenden zu können.

Dazu gehörten im Wesentlichen die Grundlagen der Truppenführung, mit den Anforderungen an das Führungsverhalten militärischer Führer und dem Prinzip des Führens mit Auftrag einerseits und den Grundsätzen zum Einsatz von Kräften und Mitteln, also dem, was eigentlich mit Taktik gemeint ist, andererseits sowie den wichtigsten taktischen Aktivitäten. Es folgten die Grundsätze des Einsatzes der verbundenen Kräfte und des Gefechts der verbundenen Waffen mit einer umfangreichen Vorstellung der Fähigkeiten der verschiedenen Waffengattungen des Heeres und deren Zusammenwirken. Auch wurde auf die Bedeutung der beiden Aufträge der Bundeswehr, der Landes- und Bündnisverteidigung, eingegangen.

Einweisung in die Übungslage durch OTL a. D. Baumer.

Bei der anschließenden Behandlung des Führens im Einsatz mit dem besonderen deutschen Führungsprozesses der Landstreitkräfte diente die Übungslage WANTEWITZ mit PzGrenBrig 61 und dem unterstellten verstärkten PzGrenBtl 612 in der Verteidigung als Übungstruppe BLAU. Natürlich wurden auch die Einsatzgrundsätze der Kräfte ROT besprochen, mit dem Hinweis auf die Bedeutung bei der Beurteilung gegnerischer Kräfte. Der Führungsprozess wurde ausführlich dargestellt und besprochen.

Beurteilung der Lage. In der heterogenen Gruppe ist der gemeinsame Zeichenvorrat essenziell.

Auch wenn die schweißtreibende Intensität des Unterrichts durch das heiße, aber lockende, Sommerwetter vor dem Seminarraum noch verstärkt wurde, kamen Leib und Seele an diesem Wochenende nicht zu kurz! Lage und Ausstattung der Lehr- und Unterkunftsgebäude an der SanAk in München lassen keine Wünsche offen. Verpflegt wurde mittags mit voller Auswahl in der Truppenküche und abends gab es im wahrsten Sinne des Wortes eine gegrillte Extrawurst für die Mannschaft des Grundlagenseminars durch das Ehepaar Kaufmann, welches die Heimgesellschaft SansiBar betreibt und an diesem Wochenende extra geöffnet hatte.

Und so gab es am Freitag- und Samstagabend bei bestem Wetter ausreichend Gelegenheit zum kameradschaftlichen Austausch mit Taktiklehrern und Teilnehmern, um nicht nur die letzten taktischen Fragen zu klären, sondern die Kameradschaft zu pflegen und zu netzwerken. Denn die Reserve bietet über die militärische Gemeinschaft auch immer die Gelegenheit, private Verbindungen zu entdecken.

An dieser Stelle sei nicht nur das Engagement der Lehrgangsteilnehmer hervorgehoben, ein Sommerwochenende, bei einigen sogar mitten im Urlaub, größtenteils innen zu verbringen, sondern auch der Einsatz der Taktiklehrer, die das alles ebenfalls in ihrer Freizeit erst möglich machen und immer wieder aufs Neue die gleichen Inhalte vermitteln und sich unermüdlich den wiederkehrenden Fragen stellen. Aber: Nicht möglich wäre dies ohne den engagierten Einsatz der Kameradin Ines Aschbauer, die als zivile Hauptamtliche des VdRBw, OrgLeiterin der Geschäftsstelle Murnau, die Taktikseminare der Bundesebene in München organisiert, vor Ort begleitet und alle Anwesenden mit einem ständigen Strom an frischem Kaffee und einer umfangreichen Pausenverpflegung wohlbehalten durch den Tag gebracht hat.

Zum Abschluss bleibt zu sagen: Die aktuelle sicherheitspolitische Lage Europas bedarf dringend einer gut ausgebildeten und bereiten Reserve auf allen Ebenen, die ihren Anteil zur militärischen Schlagkraft der Bundeswehr beitragen kann. Wer sich nicht ohnehin in steter Übung befindet, dem sei die taktische Aus- und Weiterbildung des Arbeitskreises der Taktik- und Logistiklehrer im Reservistenverband wärmstens empfohlen. Und wer nicht gerade die Reserveoffizierausbildung an der Offizierschule des Heeres abgeschlossen hat, dem sei das Grundlagenseminar ans Herz gelegt, um auf die anschließenden Aufbaulehrgänge ausreichend vorbereitet zu sein. Denn am Ende der Seminarreihe lockt ein sicher einmaliges Erlebnis, die SIRA (Simulationsgestützte Rahmenausbildung) in Hammelburg, bei der man im simulierten Gefecht in unterschiedlichen Funktionen bei dem verstärkten PzGrenBtl 514 oder bei der Übungstruppe ROT beziehungsweise im Leitungsdienst als Finale der Ausbildungsreihe mitwirken kann.

Noch eine kleine Empfehlung: Die im Voraus zur Verfügung gestellten, umfangreichen Unterlagen dienen nicht nur zum Ausdrucken. Wissenslücken bei den oben genannten Voraussetzungen können und sollten damit geschlossen werden. Es wird empfohlen, die Befehle der PzGrenBrig und des PzGrenBtl einmal durchzuarbeiten und an den Operationsplänen in Verbindung mit der vermuteten Absicht des Feindes abzugleichen.

Carolina Allin, OTL d. R.

Mit „Glückauf“ zur Entscheidungsfindung – Taktik Grundlagenseminar in Unna

Vom 12. – 14.04.2024 wurde das Grundlagenseminar Taktik für Reserveoffiziere und Unteroffiziere mit Portepee durch den Landesverband Nordrhein-Westfalen des Reservistenverbandes in Unna angeboten. 21 Reservisten nahmen dieses Angebot gerne an und reisten am Freitag in die Glückauf-Kaserne. Vor Ort wurden Sie von M d.R. Grünner begrüßt und in den Ablauf des Lehrgangs, sowie in die Örtlichkeiten der Liegenschaft eingewiesen. Das Ziel des Seminars war es, Grundlagen der Taktik zu legen, beziehungsweise vorhandene Kenntnisse aufzufrischen und der neuesten Vorschriftenlage anzupassen.

Zur Eröffnung der Ausbildung wurde ab 18 Uhr durch den gesamtleitenden Taktiklehrer OTL d.R. Dr. Vahl eine allgemeine Vorstellungsrunde durchgeführt, in der die sehr unterschiedlichen Vorkenntnisse und Erwartungshaltungen abgeglichen wurden. Die sehr heterogene Zusammensetzung der Ausbildungsgruppe aus allen Teilstreitkräften – vom Flottillenarzt bis zum Zugführer eines Panzerzuges, vom Obergefreiten (OA) bis zum Oberst in der zivil-militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) wurde offensichtlich. Ein Hauptmotiv der Teilnehmenden zog sich durch alle Dienstgradgruppen und Uniformträgerbereiche: Erkenntnisgewinn zur Führung von Streitkräften in der wieder zum Schwerpunkt gewordenen Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV). Dazu wurde zunächst eine Auffrischung zum Thema Stabsarbeit und militärische Symbole vermittelt, um in der Folge darauf aufbauen zu können.

Der Samstag startete thematisch mit den Grundlagen des Führungsverhaltens von militärischen Führern und dem Konzept der Auftragstaktik. Im Anschluss wurden die aktuellen Begrifflichkeiten zu Operationsarten und Gefechtshandlungen in Landoperationen vermittelt und diese zu älteren Begrifflichkeiten abgegrenzt. Den Teilnehmern wurden die Beiträge der einzelnen Truppengattungen aufgezeigt, die Bedeutung der Aufklärung, der Kampfunterstützung und von Feuer und Bewegung verdeutlicht. Für das Gefecht der verbundenen Waffen diskutierten die Teilnehmer die Koordination von Infanterie, Panzertruppen, Artillerie und Luftwaffe und erhielten Einblicke in deren Einsatzgrundsätze, um die Kräfte optimal einzusetzen. Dabei wurden im Schwerpunkt die Einsatzgrundsätze der eigenen Truppen (BLAU) in der Verteidigung und die Einsatzgrundsätze eines potenziellen Gegners im Angriff (ROT) behandelt.

Als weitere Grundlage wurden die korrekte Vorbereitung einer Lagekarte, sowie das Führen dieses wichtigen Führungsmittels durchgesprochen. Anhand der Lage WANTEWITZ des Taktikzentrums des Heeres, wurde dann der Deutsche Führungsprozess der Landstreitkräfte angegangen. Der lange Ausbildungstag gipfelte zunächst offiziell in der Lagefeststellung, bevor sich im Anschluss beim Genuss des „Abschlussbieres“ weitere Diskussionen bis in die Nacht entwickelten.

Am Sonntag wurde fortgesetzt und im dialogischen Prinzip die Entscheidungsfindung nach Erhalt eines neuen Auftrages durchgearbeitet. Die Teilnehmer, gedanklich in der Lage eines Bataillonskommandeurs, mussten unter anderem in Arbeitsgruppen selbständig die Möglichkeiten des Handels in dieser Lage erarbeiten und grafisch darstellen. Die jeweiligen Vor- und Nachteile wurden gegeneinander abgewogen und die Lösung mit der größten Erfolgsaussicht als Entschluss des Bataillonskommandeurs abgeleitet. In diesem Zusammenhang konnte klar erkannt werden, dass Einfachheit und die besondere Berücksichtigung der Geofaktoren, sowie das koordinierte Zusammenwirken mit den Kampfunterstützern der Schlüssel zum Erfolg in der beweglich geführten Verteidigung sind.

Beim abschließenden Mittagessen war die einhellige Meinung im Kreis der Teilnehmer, dass durch dieses Wochenende eine gute Grundlage gelegt wurde, die im Rahmen von weiteren Veranstaltungen ausgebaut werden sollte.

O. Grünner/M. Vahl