Jeder Trainer und Fußballer benötigt Taktikkenntnisse und bei der Welt- oder Europameisterschaft haben wir ca. 80 Millionen Taktiker vor dem Fernseher.
24 Teilnehmer, vom Flieger bis zum Oberst der Reserve, haben sich in der Sanitätsakademie in München eingefunden, um ihre Kenntnisse im Bereich der militärischen Taktik weiter auszubauen. Am Wochenende 30. August bis 01.September 2024 fand das Taktik Aufbauseminar III (Gefechtsstandausbildung) unter der Leitung von Oberstleutnant a.D. Manfred Bettendorf und Oberstleutnant a.D. Jürgen Baumer statt. Unterstützt wurde die Veranstaltung im Bereich Aufnahme, Verwaltung und Betreuung durch die seit Jahren bewährte Kreisorganisationsleiterin der Geschäftsstelle Oberland, Frau Ines Aschbauer, die wieder als gute Seele für eine reibungslose Organisation sorgte. Ein weiterer Dank gilt auch Kameraden des Bezirksvorstandes, die bei der Durchführung im Hintergrund mit angepackt haben.
Die Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet haben, unter Anleitung durch die Taktik- und Logistiklehrer, das Handwerkszeug für eine erfolgreiche Lagebearbeitung erlernt, sich in dem Führungsvorgang geschult und das Arbeiten auf dem Gefechtsstand eines Bataillons erlernt. Nicht nur die Temperaturen haben zu rauchenden Köpfen geführt, sondern die Aufgaben und Lösungsversuche haben zu schwitzenden Teilnehmern geführt.
Ziel dieser anspruchsvollen Ausbildung ist es, den Teilnehmern die Grundzüge der Taktik zu vermitteln, ggf. bestehende Berührungsängste mit der Taktik abzubauen und Tipps und Tricks für die Arbeit auf einem Gefechtsstand zu geben. Hier sind gerade die Pausengespräche hilfreich, da sich die Teilnehmer mit ihren bereits verschiedenen Erfahrungen gegenseitig helfen können, Bilder weitergeben können und zum Austausch anregen.
Der große Erfahrungsschatz der Ausbilder, noch aus Zeiten der Volltruppe bei den aktiven Verbänden und den Truppenteilen der Reserve, die Bilder aus zahlreichen Übungen und Einsätzen vermitteln den Teilnehmern realistisch, was es dazu braucht um erfolgreich im Bereich Taktik zu bestehen. Mit Eifer arbeiten die Kameraden in ihren Arbeitsgruppen, tragen ihre Ergebnisse vor und diskutieren die Lösungsansätze, immer frei vor Furcht vorgeführt zu werden, denn lernen und ausprobieren sind Trumpf. So soll den Teilnehmern die Angst vor der Taktik genommen werden und ihnen neben dem militärischen Nutzen auch ein ziviler Nutzen vermittelt werden. Der Führungsprozess der Bundeswehr ist eine strukturierte, auch unter Zeitdruck anzuwendende Methode, um eine Situation und Aufgabenstellung zu durchdringen, herauszuarbeiten was verlangt ist, was die Rahmenbedingungen sind, welche Einflussfaktoren es gibt und welche Möglichkeiten des Handelns sich bieten um dann zu einer fundierten Entscheidung zu kommen und dies dann erfolgreich umzusetzen. Diese Fähigkeit ist auch im beruflichen Umfeld sehr gefragt und bereits manch Firmenlenker hat sich hier bei der Bundeswehr in den Führungsprozeß einweisen lassen. Ein erfolgreicher Teilnehmer an den Taktikaus-bildungen, hat somit auch einen zivilen Nutzen für seinen Arbeitgeber und dies ohne Kosten für die Firma.
Für das Jahr 2025 wurden bereits 6 neue Termine mit der Sanitätsakademie als Unterstützer mit Unterkunft, Hörsälen und Technik vereinbart, also keine Angst vor der Taktik, nutzt diese Gelegenheit zur eigenen Aus- und Weiterbildung.
Weiterführende Informationen findet man auch unter:
München ein, um ihr taktisches Wissen im dreitägigen Grundlagenseminar Taktik (Süd) auf Bundesebene durch die berufs- und ausbildungserfahrenen Fachlehrer Taktik OTL a. D. Manfred Bettendorf und OTL a. D. Jürgen Baumer auffrischen zu lassen. Unterstützung kam durch OTL d. R. Dr. Karl-Heinz Gimmler, der aus der digitalen Ausbildung des VdRBw mit seinem Unterricht zur improvisierten Panzerabwehr bekannt ist.
Der Anreisetag begann mit einer Vorstellung des Ausbildungspersonals. Die anschließende ausführliche Erläuterung des Hauses der Taktik machte die Abgrenzung zwischen der taktischen Ausbildung auf Landes- und Bundesebene deutlich, die sich auch auf die angesprochene Zielgruppe auswirkt: Während auf Landesebene auf Ebene Kompanie ausgebildet wird, spricht die Bundesebene die Ebene eines verstärkten Kampftruppenbataillons an, weshalb ein gewisses Maß an Vorwissen zur Taktik der Teilstreitkraft Heer mitzubringen ist, um von der Ausbildung auch maximal profitieren zu können. Doch dazu später mehr. Des Weiteren wurde auch die im Aufbau befindliche Multiplikatorenausbildung für die taktische Weiterbildung der Heimatschutzkräfte vorgestellt.
Bei der folgenden Vorstellung der Teilnehmer zeigte sich wieder, dass die Reserve ein bunter Querschnitt durch die Gesellschaft ist: Der Hörsaal umspannte von der Altersstruktur mehr als drei Jahrzehnte, brachte die unterschiedlichsten zivilen Berufe vom Finanzbeamten über den Forstwissenschaftler, heilpädagogischen Förderlehrer und Zahnarzt bis zum Nautiker mit und die unterschiedlichsten militärischen Werdegänge vom langdienten Zeitsoldaten bis zum Reserveoffizieranwärter, der nach Aussetzung der Wehrpflicht seine Grundausbildung in der vierwöchigen Ausbildung Ungedienter für die Reserve nachholte.
Selbstredend war der Hörsaal klar heeresdominiert, aber neben einigen Luftwaffenangehörigen waren auch jeweils drei Kameraden der Marine und des Sanitätsdienstes vertreten. Eine Premiere erlebten selbst die Taktiklehrer durch den österreichischen Kameraden Leutnant der Miliz Albrecht Spiess, der dank der Verbindung über die Offiziergesellschaft Wien als erster Teilnehmer unseres südöstlichen Nachbarlandes teilnahm.
Im Rahmen einer „Lagefeststellung“ wurde nun sichergestellt, dass die Teilnehmer über das nötige Vorwissen verfügen, um dem Unterricht der kommenden beiden Tage reibungslos folgen zu können. Abrufbar sein sollten unbedingt die grundlegenden militärischen Symbole, der Ablauf eines Lagevortrags zur Unterrichtung (LVU) und das Führen von Lagekarten zur Lagedar- und -feststellung.
Der erste Unterrichtsabend wurde mit der Ermunterung der Taktiklehrer, alle einem noch so unbedeutend erscheinenden Fragen zu stellen, und ihrem Versprechen, keine Frage offen zu lassen, beendet.
In den kommenden anderthalb Tagen von Samstagfrüh bis Sonntagmittag folgte ein straffer Ritt durch die Inhalte, die genau auf diesem Niveau im Rahmen der aktuellen taktischen Ausbildung der Reserveoffiziere in deren Lehrgängen vermittelt werden. Denn das ist der Sinn und Zweck des Grundlagenseminars, dieses Wissen, was bei der Mehrheit der Teilnehmer irgendwann in deren militärischer Vergangenheit angelegt wurde, wieder in Erinnerung zu rufen, um es bei den späteren Aufbaulehrgängen anwenden zu können.
Dazu gehörten im Wesentlichen die Grundlagen der Truppenführung, mit den Anforderungen an das Führungsverhalten militärischer Führer und dem Prinzip des Führens mit Auftrag einerseits und den Grundsätzen zum Einsatz von Kräften und Mitteln, also dem, was eigentlich mit Taktik gemeint ist, andererseits sowie den wichtigsten taktischen Aktivitäten. Es folgten die Grundsätze des Einsatzes der verbundenen Kräfte und des Gefechts der verbundenen Waffen mit einer umfangreichen Vorstellung der Fähigkeiten der verschiedenen Waffengattungen des Heeres und deren Zusammenwirken. Auch wurde auf die Bedeutung der beiden Aufträge der Bundeswehr, der Landes- und Bündnisverteidigung, eingegangen.
Bei der anschließenden Behandlung des Führens im Einsatz mit dem besonderen deutschen Führungsprozesses der Landstreitkräfte diente die Übungslage WANTEWITZ mit PzGrenBrig 61 und dem unterstellten verstärkten PzGrenBtl 612 in der Verteidigung als Übungstruppe BLAU. Natürlich wurden auch die Einsatzgrundsätze der Kräfte ROT besprochen, mit dem Hinweis auf die Bedeutung bei der Beurteilung gegnerischer Kräfte. Der Führungsprozess wurde ausführlich dargestellt und besprochen.
Auch wenn die schweißtreibende Intensität des Unterrichts durch das heiße, aber lockende, Sommerwetter vor dem Seminarraum noch verstärkt wurde, kamen Leib und Seele an diesem Wochenende nicht zu kurz! Lage und Ausstattung der Lehr- und Unterkunftsgebäude an der SanAk in München lassen keine Wünsche offen. Verpflegt wurde mittags mit voller Auswahl in der Truppenküche und abends gab es im wahrsten Sinne des Wortes eine gegrillte Extrawurst für die Mannschaft des Grundlagenseminars durch das Ehepaar Kaufmann, welches die Heimgesellschaft SansiBar betreibt und an diesem Wochenende extra geöffnet hatte.
Und so gab es am Freitag- und Samstagabend bei bestem Wetter ausreichend Gelegenheit zum kameradschaftlichen Austausch mit Taktiklehrern und Teilnehmern, um nicht nur die letzten taktischen Fragen zu klären, sondern die Kameradschaft zu pflegen und zu netzwerken. Denn die Reserve bietet über die militärische Gemeinschaft auch immer die Gelegenheit, private Verbindungen zu entdecken.
An dieser Stelle sei nicht nur das Engagement der Lehrgangsteilnehmer hervorgehoben, ein Sommerwochenende, bei einigen sogar mitten im Urlaub, größtenteils innen zu verbringen, sondern auch der Einsatz der Taktiklehrer, die das alles ebenfalls in ihrer Freizeit erst möglich machen und immer wieder aufs Neue die gleichen Inhalte vermitteln und sich unermüdlich den wiederkehrenden Fragen stellen. Aber: Nicht möglich wäre dies ohne den engagierten Einsatz der Kameradin Ines Aschbauer, die als zivile Hauptamtliche des VdRBw, OrgLeiterin der Geschäftsstelle Murnau, die Taktikseminare der Bundesebene in München organisiert, vor Ort begleitet und alle Anwesenden mit einem ständigen Strom an frischem Kaffee und einer umfangreichen Pausenverpflegung wohlbehalten durch den Tag gebracht hat.
Zum Abschluss bleibt zu sagen: Die aktuelle sicherheitspolitische Lage Europas bedarf dringend einer gut ausgebildeten und bereiten Reserve auf allen Ebenen, die ihren Anteil zur militärischen Schlagkraft der Bundeswehr beitragen kann. Wer sich nicht ohnehin in steter Übung befindet, dem sei die taktische Aus- und Weiterbildung des Arbeitskreises der Taktik- und Logistiklehrer im Reservistenverband wärmstens empfohlen. Und wer nicht gerade die Reserveoffizierausbildung an der Offizierschule des Heeres abgeschlossen hat, dem sei das Grundlagenseminar ans Herz gelegt, um auf die anschließenden Aufbaulehrgänge ausreichend vorbereitet zu sein. Denn am Ende der Seminarreihe lockt ein sicher einmaliges Erlebnis, die SIRA (Simulationsgestützte Rahmenausbildung) in Hammelburg, bei der man im simulierten Gefecht in unterschiedlichen Funktionen bei dem verstärkten PzGrenBtl 514 oder bei der Übungstruppe ROT beziehungsweise im Leitungsdienst als Finale der Ausbildungsreihe mitwirken kann.
Noch eine kleine Empfehlung: Die im Voraus zur Verfügung gestellten, umfangreichen Unterlagen dienen nicht nur zum Ausdrucken. Wissenslücken bei den oben genannten Voraussetzungen können und sollten damit geschlossen werden. Es wird empfohlen, die Befehle der PzGrenBrig und des PzGrenBtl einmal durchzuarbeiten und an den Operationsplänen in Verbindung mit der vermuteten Absicht des Feindes abzugleichen.
Vom 12. – 14.04.2024 wurde das Grundlagenseminar Taktik für Reserveoffiziere und Unteroffiziere mit Portepee durch den Landesverband Nordrhein-Westfalen des Reservistenverbandes in Unna angeboten. 21 Reservisten nahmen dieses Angebot gerne an und reisten am Freitag in die Glückauf-Kaserne. Vor Ort wurden Sie von M d.R. Grünner begrüßt und in den Ablauf des Lehrgangs, sowie in die Örtlichkeiten der Liegenschaft eingewiesen. Das Ziel des Seminars war es, Grundlagen der Taktik zu legen, beziehungsweise vorhandene Kenntnisse aufzufrischen und der neuesten Vorschriftenlage anzupassen.
Zur Eröffnung der Ausbildung wurde ab 18 Uhr durch den gesamtleitenden Taktiklehrer OTL d.R. Dr. Vahl eine allgemeine Vorstellungsrunde durchgeführt, in der die sehr unterschiedlichen Vorkenntnisse und Erwartungshaltungen abgeglichen wurden. Die sehr heterogene Zusammensetzung der Ausbildungsgruppe aus allen Teilstreitkräften – vom Flottillenarzt bis zum Zugführer eines Panzerzuges, vom Obergefreiten (OA) bis zum Oberst in der zivil-militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) wurde offensichtlich. Ein Hauptmotiv der Teilnehmenden zog sich durch alle Dienstgradgruppen und Uniformträgerbereiche: Erkenntnisgewinn zur Führung von Streitkräften in der wieder zum Schwerpunkt gewordenen Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV). Dazu wurde zunächst eine Auffrischung zum Thema Stabsarbeit und militärische Symbole vermittelt, um in der Folge darauf aufbauen zu können.
Der Samstag startete thematisch mit den Grundlagen des Führungsverhaltens von militärischen Führern und dem Konzept der Auftragstaktik. Im Anschluss wurden die aktuellen Begrifflichkeiten zu Operationsarten und Gefechtshandlungen in Landoperationen vermittelt und diese zu älteren Begrifflichkeiten abgegrenzt. Den Teilnehmern wurden die Beiträge der einzelnen Truppengattungen aufgezeigt, die Bedeutung der Aufklärung, der Kampfunterstützung und von Feuer und Bewegung verdeutlicht. Für das Gefecht der verbundenen Waffen diskutierten die Teilnehmer die Koordination von Infanterie, Panzertruppen, Artillerie und Luftwaffe und erhielten Einblicke in deren Einsatzgrundsätze, um die Kräfte optimal einzusetzen. Dabei wurden im Schwerpunkt die Einsatzgrundsätze der eigenen Truppen (BLAU) in der Verteidigung und die Einsatzgrundsätze eines potenziellen Gegners im Angriff (ROT) behandelt.
Als weitere Grundlage wurden die korrekte Vorbereitung einer Lagekarte, sowie das Führen dieses wichtigen Führungsmittels durchgesprochen. Anhand der Lage WANTEWITZ des Taktikzentrums des Heeres, wurde dann der Deutsche Führungsprozess der Landstreitkräfte angegangen. Der lange Ausbildungstag gipfelte zunächst offiziell in der Lagefeststellung, bevor sich im Anschluss beim Genuss des „Abschlussbieres“ weitere Diskussionen bis in die Nacht entwickelten.
Am Sonntag wurde fortgesetzt und im dialogischen Prinzip die Entscheidungsfindung nach Erhalt eines neuen Auftrages durchgearbeitet. Die Teilnehmer, gedanklich in der Lage eines Bataillonskommandeurs, mussten unter anderem in Arbeitsgruppen selbständig die Möglichkeiten des Handels in dieser Lage erarbeiten und grafisch darstellen. Die jeweiligen Vor- und Nachteile wurden gegeneinander abgewogen und die Lösung mit der größten Erfolgsaussicht als Entschluss des Bataillonskommandeurs abgeleitet. In diesem Zusammenhang konnte klar erkannt werden, dass Einfachheit und die besondere Berücksichtigung der Geofaktoren, sowie das koordinierte Zusammenwirken mit den Kampfunterstützern der Schlüssel zum Erfolg in der beweglich geführten Verteidigung sind.
Beim abschließenden Mittagessen war die einhellige Meinung im Kreis der Teilnehmer, dass durch dieses Wochenende eine gute Grundlage gelegt wurde, die im Rahmen von weiteren Veranstaltungen ausgebaut werden sollte.
Weiterbilden und Beüben sind ein kontinuierlicher Prozess in der Ausbildung zum militärischen Führer. Ist dieser nicht mit der persönlichen Weiterentwicklung gebunden, festigt er sein bereits erlerntes Können, um Handlungssicherheit zu erzeugen und auch unter schwierigen Bedingungen als militärischer Führer zu bestehen. Die Königsdisziplin bildet hier sicherlich das Führen im Gefecht.
Um die Handlungssicherheit im Bereich Einsatzplanung eines Verbandes in der Verteidigung zu vertiefen, besuchten 17 Reserveoffiziere und –unteroffiziere vom 22.03.-24.03.2024 das Taktik Aufbauseminar I in Delitzsch. Nach dem Eintreffen der letzten Teilnehmer und einer Einweisung in die Rahmenlage, erfolgte am Freitagabend bis 21 Uhr der erste Unterricht durch die Dozenten OTL a.D. Baumer und OTL a.D. Guttau zu den Grundlagen der Verteidigung Kräfte BLAU.
Hieran anknüpfend begannen ab Samstagmorgen die ersten Gruppenarbeiten, die fortfolgend den Schwerpunkt des Seminars bildeten. Die insgesamt 4 Arbeitsgruppen erarbeiteten dabei unter stetigem Zeitdruck (Zeitansätze von 20 Minuten) Lagevorträge zur Unterrichtung, werteten Aufträge aus und brachen Brigade-Befehle auf Bataillonsebene herunter. Schnell wurde dabei deutlich, wie wertvoll der Faktor Zeit ist. „Zeit haben Sie nie genug. Das ist ihr kostbarstes Gut”, verdeutlichten die Dozenten. Dass paralleles Arbeiten, zweckmäßige Aufgabenverteilung und das Nutzen etablierter Arbeitsstrukturen zum Erfolg führen, wurde den Teilnehmern entsprechend schnell bewusst. Zusätzlich wurde das vorhandene Wissen durch vertiefende Unterrichte zum Thema Führungsprozess weiter gefestigt.
Unter Nutzung des Führungsprozess arbeiteten sich die Gruppen anschließend durch die einzelnen Schritte der Entscheidungsfindung und formulierten nach erfolgter Beurteilung der Lage ihren Entschluss. Im nächsten Schritt – der Planung – war neben taktischem Verständnis nun auch Kreativität gefragt. Hierbei betonten die Dozenten, dass ein “über den Tellerrand schauen” und freies Denken unter Verwendung einheitlicher Grundsätze die Verteidigung dynamisch gestaltet und dem Gegner letztendlich den eigenen Willen aufzwingt. Diese Freiheit im Handeln bildet dann einen entscheidenden Faktor für den Erfolg des Gefechts.
Um die Lehrgangsinhalte und den Führungsprozess abschließend als komplexen Ablauf anzuwenden, mussten die Lehrgangsteilnehmer am Sonntagmorgen durch die Erstellung einer Prinzipskizze und der dazugehörigen Formulierung der eigenen Absicht in Entschlussform ihren Lernerfolg unter Beweis stellen. Auch die Verwendung einer einheitlichen militärischen Sprache und das Auftreten als militärischer Führer wurden dabei geprüft. Hier konnten die Teilnehmer erneut auf die wertvollen Evaluierungen der Dozenten zurückgreifen und die vorangegangenen Ausbildungsthemen in einer zusammenführenden Aufgabenstellung praktisch umsetzen. Die durchweg positiven Rückmeldungen an die Dozenten, die stets mit ihrem fundierten Wissen und breiten Erfahrungswerten zur Verfügung standen, sowie der große Lernerfolg der Teilnehmer ließen das Taktik Aufbauseminar I Ost schlussendlich als sehr gelungene Veranstaltung ausklingen.
HOFFMANN, Lt d.R.
Der Kräfte- und Fähigkeitsvergleich veranschaulicht das Kräfteverhältnis und dient dem militärischen Führer beim weiteren Abwägen seiner Handlungsmöglichkeiten
Gruppenfoto der Lehrgangsteilnehmer/innen und der Ausbilder
Generationen von Schülern haben sich die Frage gestellt, wozu man lineare Gleichungssysteme oder den Gaußschen Algorithmus im Leben braucht. Ungezählt jene, die an Mathe verzweifelt sind. Und nicht allzu lange, nachdem die Schulzeit erfolgreich abgeschlossen wurde, verschwand das Erlernte aus dem Kopf. Auch die Inhalte unserer Unteroffiziers- bzw. Offiziersausbildung geraten in Vergessenheit. Oder könnten Sie aus dem Stehgreif das Führen von Kräften und Mitteln in Landoperationen nach dem Prinzip der Operation verbundener Kräfte prozessual erklären?
Zwar versteht sich die erfolgreiche Truppenführung als kreativer, schöpferischer Prozess, und gewährt insofern Spielräume. Das allein reicht indes nicht aus. Zum Gelingen bedarf es auch einiger fester Grundsätze und einer systematischen Vorgehensweise gemäß dem deutschen „Führungsprozess der Landstreitkräfte“. Der Arbeitskreis Taktiklehrer im Reservistenverband hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Wissen weiterzugeben. In didaktisch sinnvoll aufeinander aufbauenden Modulen werden Grundlagen geschaffen und vertieft. Zunächst theoretisch in Wort und Bild, dann an der Landkarte, schließlich im Gelände. Den Höhepunkt der Ausbildung bildet ein einwöchiger Aufenthalt in Hammelburg, um im Simulationssystem für Rahmenübungen (SIRA) in einer computergestützten Gefechtssimulation Handlungssicherheit bei Führungsprozessen von Zug- bis auf Bataillonsebene zu trainieren.
Beim Taktik Grundlagenseminar Süd erfuhren 35 Reservistinnen und Reservisten und Studierende der UniBw eine Wiederauffrischung des Führungsprozesses der Landstreitkräfte an der SanAkBw (01.-03.03.2024). Die Teilnehmenden spiegelten das bunte Bild wider, das die Reservearbeit so einzigartig macht: Hochmotivierte Frauen und Männer, vom Studenten bis zum Rentner, vom Fahnenjunker SanOA über Stabsfeldwebel bis zum Oberstarzt. Geeint im Bestreben, von der langjährigen Erfahrung der hervorragenden Lektoren OTL a.D. Jürgen Baumer und OTL a.D. Manfred Bettendorf zu profitieren. Zur Einleitung wurden formale Fragestellungen, taktische Symbole und das Führen von Lagekarten wiederholt. Dann folgten die Grundsätze des Führungsverhaltens, die Auftragstaktik und das Rollenverständnis des militärischen Führers. Die beiden Vortragenden beantworten zahllose Fragen aus dem Plenum, lockerten das Seminar durch praktische Beispiele und Filme verschiedener Informationslehrübungen (ILÜ) auf. Das Gefecht der verbundenen Waffen – Pz, PzGren, Art, Pi, AufKl, OpInfo, Lw – wurde visuell erlebbar, wie auch der Aufbau und der Betrieb eines Gefechtsstands. In den Kaffeepausen wurde weiterdiskutiert, hinterfragt, verstanden. Und sich vernetzt. Zu einer bemerkenswerten Break out-Session war OTL d.R. Dr. Gimmler angereist, um zum aktuellen Stand des Einsatzes von Drohnen auf dem modernen Gefechtsfeld zu referieren. Der langjährige Pächter des Heimbetriebs „San-Si-Bar“, Paul Kaufmann, bewirtete die Lehrgangs-Teilnehmenden am Samstagabend mit feinstem Rindsgulasch, Rotkraut und selbstgemachten Klößen. In Windeseile verstrich die Zeit!
Nachdem die theoretischen Grundsätze der ÜbTr “BLAU“ und „ROT“ vermittelt waren, folgte am letzten Seminartag die angeleitete Anwendung des Erlernten. Am Beispiel der Lage WANTEWITZ arbeiteten sich die Teilnehmenden gemeinsam durch den Führungsprozess mit seinen immer wiederkehrenden Schritten Lagefeststellung, Entscheidungsfindung (mit AdA, BdL und dem folgerichtigen Entschluss), Planung, Befehlsgebung und der sich daran anschließenden Erfolgskontrolle. Welche Freude bereitet ein Seminar, wenn man bei der Auswertung des Auftrags die eigene Wesentliche Leistung richtig einzuschätzen lernt!
Der Arbeitskreis Taktiklehrer im Reservistenverband bietet auf seiner Homepage einen Überblick und Anmeldemöglichkeiten für alle angebotenen Seminare (http://taktik-logistiklehrer.de/).
Verfasser: Oberstleutnant d.R. (vorl.) Christian Koenig
Am ersten Novemberwochenende 2023 war es wieder so weit. Die Landesgruppe Niedersachsen des Reservistenverbandes lud alle Interessierten Reservisten der Laufbahngruppen Uffz und Offz zur taktischen Weiterbildung auf den Fliegerhorst nach Wunstorf ein. Unter der Leitung von Taktiklehrer Oberst d. R. Biester und mit organisatorischer Unterstützung durch Oberstleutnant d. R. Pratje konnten die Teilnehmer ihr Wissen zum Thema Taktik in der OHG des Fliegerhorstes erweitern.
In dieser Veranstaltung wurde an Hand einer Lage des fiktiven PzBtl 43 im Angriff grundlegende Dinge zum Thema besprochen. Bei der Einweisung in die Lage wurde bei der Aufklärung die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten der Gefechtsfeld- und der Spähaufklärung erarbeitet und vertieft.
Im Anschluss folgte eine Einweisung in die Begrifflichkeiten eines Operationsplans einschließlich der unterschiedlichen Phasen eines Angriffs. Nachdem nun ein einheitliches Verständnis in den zu nutzen Definitionen hergestellt wurde, wurde der Auftrag des angreifenden PzBtl ausgewertet.
Der Samstag begann mit dem Vortrag der Ergebnisse des Vorabends. Als nächstes wurde das computertechnische Geschick der Teilnehmer benötigt. Der Auftrag war, eine Prinzipskizze mit dem PC zu erstellen, die einerseits zeitliche und räumliche Verfügbarkeiten der einzelnem Manöverelemente in dieser Lage darstellte und anderseits auch die Handlungsoptionen klar und deutlich aufzeigten. Es folgte eine anschließende Diskussion über die gefundenen Möglichkeiten des Handelns.
Die weitere Bearbeitung der Lage wurde an dieser Stelle durch einen Vortag zu aktuellen Entwicklungen in der Bundeswehr „unterbrochen“.
In einem Vortrag wurde die Ziele der Digitalisierung der Bundeswehr mit dem „Battle Management System“ (BMS) SitaWare der Fa. Systematic vorgestellt. Hierdurch bekamen die Teilnehmer einen kleinen Eindruck zu den Möglichkeiten der zukünftigen digitalen Gefechtsführungen.
Nach diesem kurzen Ausblick in die Zukunft ging die Reise zurück in die Gegenwart und somit in die Lage des PzBtl 43. Eine Lageänderung machte den Einsatz der Artillerie erforderlich. Dieses Ereignis nutze Oberst d.R. Biester um an dieser Stelle kurz das Verfahren zum Einsatz der Artillerie und deren Möglichkeiten zu erläutern.
Zum Abschluss des zweiten Fortbildungstages hatten die Teilnehmer noch ihren Entschluss zu formulieren und vorzustellen.
Neben der eigentlichen Lagebearbeitung wurden im Rahmen dieser Fortbildung mehrere darüberhinausgehende Themen und Inhalte vermittelt, so dass es sich für alle Teilnehmer eine lohnende Fortbildung war.
Das Szenario ist bedrohlich, das im Aufbauseminar „Planung des Einsatzes eines Verbandes in der Verteidigung“ des Arbeitskreises Taktik- und Logistiklehrer im Reservistenverband an der Sanitätsakademie München am letzten Augustwochenende ausgebildet wurde. Nun geht es darum, die Verteidigung gegen feindliche Kräfte in Divisionsstärke vorzubereiten und zu organisieren. Der übergeordnete Brigadestab, PzGrenBrig 61, hat die Befehlsausgabe an die unterstellten Bataillone abgeschlossen und die Kommandeure sind auf dem Rückweg zu ihren Gefechtsständen. Die Seminarteilnehmer in der Rolle des Kommandeurs und seines Bataillonsstabes müssen nun mit Hilfe des Führungsprozesses einen Operationsplan für das verstärkte PzGrenBtl 612 entwickeln.
Im Rahmen der Ausbildung hatte das Seminar hohen Besuch. Der Stellvertreter des Präsidenten des Reservistenverbandes, MdB Thomas Erndl, wollte sich ein Bild von der Ausbildung machen, sich über den Teilnehmerkreis der Taktikseminare informieren und er stellte sich den Fragen der Teilnehmer. MdB Erndl, der auch stellvertretener Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages ist, war noch tags zuvor in Kiew und hatte dort unter anderem mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskij Gespräche geführt. Dementsprechend neugierig waren die Teilnehmer auf die Eindrücke, die er aus der Ukraine mitbrachte. Er hatte auch ein offenes Ohr für unsere Probleme, Sorgen und Ideen, die er gerne für seine parlamentarische Arbeit als auch ins Präsidium des Reservistenverbandes mitnahm.
Wir, das ist eine sehr bunte Gruppe an Reservisten verschiedenster Dienstgrade, Truppengattungen und Teilstreitkräfte aus dem ganzen Bundesgebiet, beorderte oder nicht beorderte Reservisten, im zivilen Leben Führungskräfte, Lehrer, Unternehmensberater, Professoren, Ingenieure, Sanitäter und Ärzte. Diese inhomogene Gruppe galt es zunächst zusammenzuführen und auf einen Wissensstand zu bringen.
Die Seminarleiter, beide erfahrene und langjährige Taktiklehrer der Bundeswehr, Oberstleutnant a.D. Jürgen Baumer und Oberstleutnant a.D. Manfred Bettendorf, mit viel Erfahrung in internationalen Stäben, und geprägt durch viele Auslandseinsätze brachten uns zunächst mit einem Grundsatzunterricht auf einen einheitlichen Wissensstand. Danach führten sie uns schrittweise durch den Führungsprozess: „Was ist Ihre wesentliche Leistung? Was wird von Ihnen erwartet?“ Diese Frage steht im Mittelpunkt der Analyse der Absicht der übergeordneten Führung, damit werden wir immer wieder konfrontiert.
Im Wechsel zwischen Gruppenarbeit und Vortrag der Ausbilder wurde die Auswertung des Auftrages und die Geländebeurteilung erarbeitet. Die Beurteilung des Geländes nach dem Prinzip Ansprechen-Beurteilen -Folgern, zeigt auf welche Vorteile / Nachteile es für den Feind und für die eigene Truppe bietet und gibt damit die ersten Hinweise über Stellungsmöglichkeiten, Einsatz von Pz und PzGren und Möglichkeiten der Unterstützung durch KpfUstg. Anhand der Zeitlinie mussten wir überlegen, wie man Zeit für die Vorbereitung der Stellung gewinnen kann durch rechtzeitige Information des unterstellten Bereiches durch Vorbefehle. Im nächsten Schritt war dann zu klären, wer kommt da eigentlich auf uns zu? Wir diskutieren die Einsatzgrundsätze der Kräfte Rot, die ebenso wie wir eine Art Gefecht der Verbundenen Waffen besitzen, diskutieren ihre Schwächen. In Gruppenarbeit ermittelten wir Kampfkraft und Absicht der einzelnen Feindkräftegruppierungen um dann aus Feindsicht zu überlegen, welches die beste und die schlechteste Option für den Angriff des Feindes in unserem Verantwortungsbereich ist. Die für unser Bataillon schlechteste Handlungsmöglichkeit der roten Kräfte wurde in Entschlussform die Grundlage für die weitere Bearbeitung genommen. Auch hier spielte das Gelände einen wesentlichen Punkt. Nutzen Sie das Gelände aus! Das Gelände ist der Freund des Verteidigers.
Besonders anspruchsvoll ist dabei, eine Vorstellung des Geländes zu entwickeln, dieses in Einklang mit den Kenntnissen der Einsatzgrundsätze der Kräfte Blau und Rot und dieses mit dem Führungsprozess unter einen Hut zu bringen.
In der Realität muss dieser Prozess sehr schnell ablaufen, die Ausbilder geben uns sechs Stunden vor, Zeit, die uns natürlich nicht ausreicht. Am Sonntag Vormittag erarbeiten und bewerten wir unsere Möglichkeiten des Handelns, formulieren diese in Entschlussform, erstellen den Kampfkraftvergleich und Wägen Vor- und Nachteile der Handlungsmöglichkeiten ab. Zum Schluss erreichten wir unser Ziel; die vorteilhafteste Handlungsmöglichkeit wurde zum Entschluss und somit zur Ziffer 3a des BtlBefehls. Danach erstellten wir noch den OpPlan und die TrEinteilung. Die Ausbildung der Taktiklehrer ist Teil eines über mehrere Seminare laufenden Ausbildungsprogramms, an dessen Ende eine umfassende, sieben Tage lange Simulationsübung mit dem SimSys SIRA steht. Diese soll erneut im Oktober 2024 durchgeführt werden. Voraussetzung zur Teilnahme ist, am Grundlagenseminar, und an einem oder an beiden Aufbauseminaren sowie an der Gefechtsstandausbildung teilgenommen zu haben. Alle Seminare und deren Inhalte sind auf der Internetseite des Arbeitskreis TaLoLe eingestellt und können unter der Internetadresse
www.taktik-logistiklehrer.de
eingesehen werden.
Frau Ines Aschbauer, die Organisationsleiterin der Geschäftsstelle MURNAU, hatte das dreitägige Seminar in Vorbereitung und Organisation “voll im Griff“, so dass sich alle wohl fühlten.
Autor: Markus Heller, M.A., OSGdR
Stellvertretender Präsident des Verbandes der Reservisten der Bundeswehr e.V. (VdRBw), Thomas Erndl, MdB, beobachtet Reservisten bei der Führung des „Panzergrenadierbatallion 612“ in der Verteidigung
Die Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) in einem dynamischen Einsatzumfeld stellt höchste Anforderungen an das Führungspersonal der Bundeswehr und bedarf der ständigen Aus- und Weiterbildung auf allen Führungsebenen.
In besonderem Maße gefordert ist dabei auch das Personal, das entsprechende Aus- und Weiterbildungen in der Truppe oder im Rahmen trainingsgebundener Ausbildung durchführt und dabei der Komplexität und Vielschichtigkeit möglicher LV/BV-Szenare bei der Ausbildungsplanung Rechnung tragen muss.
Gerade auf Truppenebene fehlt aufgrund hoher Einsatzbelastung und vielfältiger Aufgaben im Grundbetrieb dabei oft die Zeit, nur unter Rückgriff auf eigenes Personal entsprechend aufwendige Ausbildungsvorhaben zu verwirklichen. Nach jahrelanger Fokussierung auf Einsätze im Rahmen des internationalen Krisenmanagements entwickelt sich in der „Post Cold War Bundeswehr“ zudem erst nach und nach wieder ein Verständnis für die Erfordernisse domänen-, teilstreitkräfteübergreifender sowie multinationaler Operationen in hochintensiven LV/BV-Szenaren am Übergang von Krise zu Krieg.
Dass es mit der richtigen Unterstützung dennoch gelingen kann, auch auf Bataillonsebene und im Tagesdienst qualitativ hochwertige Führungskräfteausbildung im Sinne des vom Generalinspekteur der Bundeswehr geforderten „Mindset LV/BV“ zu gewährleisten, zeigt die Flugabwehrraketengruppe (FlaRakGrp) 61 mit ihrer Taktikweiterbildungsreihe zur Zelle Luftverteidigung. Im Zusammenwirken mit militärischen Fachexperten des Heeres, der Luftwaffe und tatkräftig unterstützt durch den Arbeitskreis Taktiklehrer des Reservistenverbands organisierte die 1. Staffel des Flugabwehrverbands einen zweiwöchigen Deep Dive in ein für die bodengebundene Luftverteidigung und gerade auch die FlaRakGrp 61 brandaktuelles Thema.
Die jungen Offiziere der ersten Staffel konnten in den Praxisanteilen der Weiterbildung das Erlernte immer wieder unter Beweis stellen.
Auftrag der „61er“ ist unter anderem der Schutz von beweglich geführten Operationen von Landstreitkräften im Nah- und Nächstbereich mit dem Ziel, die Operationsfreiheit eigener Kräfte zu erhalten und Truppen sowie deren Einrichtungen und Anlagen gegen Aufklärung und Angriffe aus der Luft zu schützen.
Dieser Auftrag erfordert ein besonders eng verzahntes Zusammenwirken von Land- und Luftstreitkräften, was die Kenntnis des jeweiligen Führungsprozesses sowie der taktischen Einsatzgrundsätze unabdingbar voraussetzt. Zudem kann nur mit einer effektiven Luftraumordnung die größtmögliche Wirksamkeit eigener Kräfte der bodengebundenen Luftverteidigung gegen gegnerische Luftangriffsmittel sowie die flexible Nutzung des Luftraumes durch eigene Luftfahrzeuge bei minimalem Risiko der Bekämpfung durch eigene Luftverteidigungskräfte gesichert werden.
Um die Ausbildungsteilnehmenden auf ihre anspruchsvollen Rollen in diesem komplexen Umfeld bestmöglich vorzubereiten, konnten Experten aus dem Taktikzentrum Heer, dem Knowledge Center des Ground Based Air Defence Command aus Vredepeel in den Niederlanden sowie dem Arbeitskreis Taktiklehrer des Deutschen Reservistenverbandes für die Aus- und Weiterbildung gewonnen werden. Diese brachten praxisnahe, im Verband in dieser Form nicht (oder nicht mehr) verfügbare Expertise ein und stellten im Hinblick auf die Rolle der Flugabwehr im Nah- und Nächstbereich genau die Bilder, auf die das teilnehmende Führungspersonal in Vorbereitung auf mögliche Einsätze an der Seite von Landstreitkräften in hochintensiven LV/BV-Szenaren angewiesen ist.
Oberstleutnant a.D. Guttau aus dem Reservistenverband Arbeitskreis Taktiklehrer konnte Erfahrungen vermitteln, die in keinem Lehrbuch stehen und in dieser Form in der aktiven Truppe kaum noch vorhanden sind.
Um das Erlernte aufzufrischen und auf Stand zu halten, sind auch dieses Jahr wieder Taktikweiterbildungen bei der Flugabwehrraketengruppe 61 in einem ähnlichen Format geplant. Der „Blick über den Tellerrand“ zeigte einmal mehr, dass das Führungspersonal im Flugabwehrraketendienst nicht nur sein Waffensystem beherrschen, sondern – gemessen an den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen – auch auf anderem Terrain handlungssicher agieren können muss.
Infobox:
Die FlaRakGrp 61 ist an der Ostseeküste im schleswig-holsteinischen Todendorf stationiert. Seit 2013 ist sie Heimatverband der Flugabwehrwaffensysteme, die nach Auflösung der Heeresflugabwehrtruppe vom Heer an die Luftwaffe übergeben wurden: Das Counter-RAM (Raketen, Artillerie und Mörser) System MANTIS, das Ende 2023 mit dem Luftraumüberwachungsradar (LÜR) an die Slowakischen Streitkräfte übergeben wird sowie das leichten Flugabwehrsystem (leFlaSys).
Für die FlaRakGrp 61 ist im Zuge der Ausrüstung mit dem Waffensystem IRIS-T SLM ein Aufwachsen auf sechs Kampfstaffeln vorgesehen, wodurch zusätzlicher Personalbedarf entsteht. Auch Reservedienstleistende können hier in unterschiedlichen Funktionen eingesetzt werden.
Ansprechpartner FlaRakGrp 61:
Beauftragter für Reservedienstleistende StFw Patzner
Teilnehmer des Grundlagenseminars 07.07.-09.07.2023 in München
Das Grundlagenseminar Taktik für Reserveoffizier und Unteroffiziere mit Portepee in herausgehobener Dienststellung wurde vom 07.-09.Juli 2023 von erfahrenen Taktik- und Logistiklehrern des Arbeitskreises Taktik im Reservistenverband, OTL a.D. Jürgen Baumer und OTL a.D. Manfred Bettendorf, durchgeführt. Für die Organisation sowohl in der Vorbereitung als auch während des dreitägigen Taktikseminars war Frau Ines Aschbauer, Organisationsleiterin der Geschäftsstelle MURNAU, verantwortlich.
30 Offiziere und Unteroffizier aus allen TSK und Organisationsbereichen fanden am Freitagabend den Weg zur Sanitätsakademie der Bundeswehr nach MÜNCHEN. Nach einer reibungslosen Einschleusung und Beziehen von Einzelzimmern begann um 18:00 Uhr die Ausbildung. Bei der Vorstellungsrunde wurde die heterogene Zusammensetzung der Ausbildungsgruppe, von Ärzten bis zum Zugführer eines Panzerzuges, vom Offizieranwärter mit vorläufigem DstGrd Major bis zum Oberst offensichtlich.
Die Veranstaltung begann mit einer umfassenden Einführung in die Grundlagen der Truppenführung der Bundeswehr. Die Teilnehmer erhielten eine Auffrischung zum Thema Stabsarbeit und militärische Symbole, die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der verschiedenen Kommandoebenen sowie die digitalen Übungsmöglichkeiten, welche (auch Reservisten!) mit SIRA zur Simulation von Führungsprozessen bestehen. Diese Einführung schuf eine solide Grundlage für das Verständnis der taktischen Planung und Führung.
Ein weiteres wichtiges Thema waren die Grundlagen des Führungsverhaltens von militärischen Führern und der Taktik. Den Teilnehmern wurden die verschiedenen taktischen Prinzipien und Konzepte vermittelt. Sie lernten unter anderem die Bedeutung der Aufklärung, des Feuerkampfs und der Bewegung in taktischen Operationen kennen. Diese Grundlagen bildeten das Fundament für die folgenden Diskussionen und Übungen. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf den Grundsätzen der Operationsführung, und zwar nicht nur der eigenen Truppen (BLAU), sondern auch der gegnerischen Kräfte („ROT“). Die Teilnehmer erhielten einen detaillierten Einblick in die Planung, Vorbereitung und Durchführung von Operationen auf taktischer Ebene. Sie lernten, wie man die Lage analysiert, Ressourcen zuweist und Entscheidungen trifft, um den Erfolg einer Operation sicherzustellen. Des Weiteren wurden die Grundsätze des Gefechts der verbundenen Waffen behandelt. Den Reservisten wurde verdeutlicht, wie verschiedene Teile einer Streitkraft effektiv zusammenarbeiten, um eine überlegene taktische Wirkung zu erzielen. Sie diskutierten die Koordination von Infanterie, Panzertruppen, Artillerie und Luftwaffe und erhielten Einblicke in bewährte Verfahren und Taktiken, um die Kräfte optimal einzusetzen. Beim kameradschaftlichen Abendessen am Samstag waren die vorgenannten Themen dann auch Schwerpunkt der Gespräche der Teilnehmer.
Die Veranstaltung schloss mit der praktischen Anwendung des Führungsprozesses anhand eines konkreten Beispiels, der Taschenlage „HOHENHAMELN“. Die Teilnehmer wurden in ein taktisches Szenario versetzt und mussten im dialogischen Prinzip die Phasen des Führungsprozesses anwenden. Sie analysierten die Lage, folgten dem Führungsprozess und trafen Entscheidungen, um ihre Kräfte erfolgreich in einer Verteidigungslage zu führen. Diese Übung bot den Reservisten die Möglichkeit, ihre erlernten Fähigkeiten in der Praxis anzuwenden und wertvolles Feedback von den erfahrenen Ausbildern zu erhalten.
Insgesamt war das Grundlagenseminar Taktik eine intensive und lehrreiche Erfahrung. Die Teilnehmer erweiterten ihr Verständnis für die Truppenführung der Bundeswehr, die Grundlagen der Taktik, die Grundsätze der Operationsführung und des Gefechts der verbundenen Waffen. Durch die praktische Anwendung des Führungsprozesses konnten sie ihre Fähigkeiten stärken und sich auf die weiterführenden Ausbildungen vorbereiten. Die Veranstaltung förderte den Austausch von Wissen und Erfahrungen zwischen den Reservisten und trug zur Stärkung der gesamten taktischen Kompetenzen bei.
Zum zweiten Mal, nach Anfang 2020, trafen sich Ende April Reserveoffiziere und -unteroffiziere in Hammelburg zu einem einwöchigen SIRA-Durchgang vom 28.04.-05.05.2023. SIRA ist eine computer- basierte, simulationsgestützte Rahmenübung, durch welche Führungsprozesse auf Bataillonsebene geübt werden können.
Dem SIRA-Durchgang vorangegangen waren drei Blöcke von Wochenendausbildung zum Thema Taktik an der Sanitätsakademie in München und Wildflecken. Dadurch waren bei den Reservisten die aktuelle Vorschriftenlage, der Führungsprozess und seine Anwendung sowie die Grundlagen zu den Einsatzgrundsätzen ‚Blau‘ und ‚Rot‘ gelegt oder aufgefrischt worden. Taktikausbildung hat vor allem vor dem Hintergrund der derzeitigen geopolitischen Lage wieder an Bedeutung gewonnen.
Der Auftrag des eigenen Panzerbataillons war ein Angriff in die Flanke einer feindlichen MechInfDiv und das Halten des Raumes über einen Zeitraum von 24 Stunden. Dabei stellte sich vor allem der Übergang eines Flusses als Herausforderung dar. Der erste Ausbildungstag war der Geländebesprechung im Raum Hammelburg gewidmet. Begleitet wurden die Teilnehmer dabei durch Oberstleutnant Volker Hahn, dem stellvertretenden Leiter des SIRA- Stützpunktes, der den Teilnehmern wertvolle Hinweise zur taktischen Einschätzung des Geländes und zu praktischen Möglichkeiten eines Lagevortrags gab. Durchgeführt wurden während der Ausbildungswoche zwei SIRA-Durchgänge. Eingesetzt waren die Teilnehmer dabei in einer Reihe von Funktionen, so zum Beispiel, im Hauptgefechtsstand des Bataillons, dem mobilen Gefechtsstand, dem Kompaniegefechtsstand, dem AVZ, der Zelle für Heeresflugabwehr etc.
Von dem hohen Ausbildungsstand überzeugte sich auch der Kommandeur der Infanterieschule, Brigadegeneral Michael Matz. Unterstützt wurden die Teilnehmer auch durch Manfred Schreiber, Vize-Präsident für Militärische Ausbildung des Reservistenverbandes, der nicht nur auf seine eigenen SIRA-Erfahrungen zurückgreifen konnte, sondern auch die Rolle des Brigadekommandeurs in den beiden SIRA-Durchgängen übernahm.
Herzlich bedankten sich die Teilnehmer am Ende der Ausbildungswoche bei den Taktik- und Logistiklehrern, dem Stammpersonal des SIRA-Stützpunkts Hammelburg und dem Verband der Reservisten der Bundeswehr. Die Woche bot den Teilnehmer vielfältige Gelegenheiten, ihr taktisches Wissen und Fähigkeiten auszubauen.
Wie geht es jetzt weiter? Der nächste SIRA-Durchgang ist für Oktober 2024 geplant. Der Schwerpunkt wird dabei vor allem auf Verteidigung liegen, woran sich auch die vorgeschaltete Modulausbildung ausrichten wird. Diese wird durch zusätzliche praktische Gefechtsstandausbildung ergänzt werden.
Nähere Informationen zur Taktikausbildung im Reservistenverband sind auf der neuen Homepage der Taktik- und Logistiklehrer verfügbar: http://taktik-logistiklehrer.de/.