Vom 12. – 14.04.2024 wurde das Grundlagenseminar Taktik für Reserveoffiziere und Unteroffiziere mit Portepee durch den Landesverband Nordrhein-Westfalen des Reservistenverbandes in Unna angeboten. 21 Reservisten nahmen dieses Angebot gerne an und reisten am Freitag in die Glückauf-Kaserne. Vor Ort wurden Sie von M d.R. Grünner begrüßt und in den Ablauf des Lehrgangs, sowie in die Örtlichkeiten der Liegenschaft eingewiesen. Das Ziel des Seminars war es, Grundlagen der Taktik zu legen, beziehungsweise vorhandene Kenntnisse aufzufrischen und der neuesten Vorschriftenlage anzupassen.
Zur Eröffnung der Ausbildung wurde ab 18 Uhr durch den gesamtleitenden Taktiklehrer OTL d.R. Dr. Vahl eine allgemeine Vorstellungsrunde durchgeführt, in der die sehr unterschiedlichen Vorkenntnisse und Erwartungshaltungen abgeglichen wurden. Die sehr heterogene Zusammensetzung der Ausbildungsgruppe aus allen Teilstreitkräften – vom Flottillenarzt bis zum Zugführer eines Panzerzuges, vom Obergefreiten (OA) bis zum Oberst in der zivil-militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) wurde offensichtlich. Ein Hauptmotiv der Teilnehmenden zog sich durch alle Dienstgradgruppen und Uniformträgerbereiche: Erkenntnisgewinn zur Führung von Streitkräften in der wieder zum Schwerpunkt gewordenen Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV). Dazu wurde zunächst eine Auffrischung zum Thema Stabsarbeit und militärische Symbole vermittelt, um in der Folge darauf aufbauen zu können.
Der Samstag startete thematisch mit den Grundlagen des Führungsverhaltens von militärischen Führern und dem Konzept der Auftragstaktik. Im Anschluss wurden die aktuellen Begrifflichkeiten zu Operationsarten und Gefechtshandlungen in Landoperationen vermittelt und diese zu älteren Begrifflichkeiten abgegrenzt. Den Teilnehmern wurden die Beiträge der einzelnen Truppengattungen aufgezeigt, die Bedeutung der Aufklärung, der Kampfunterstützung und von Feuer und Bewegung verdeutlicht. Für das Gefecht der verbundenen Waffen diskutierten die Teilnehmer die Koordination von Infanterie, Panzertruppen, Artillerie und Luftwaffe und erhielten Einblicke in deren Einsatzgrundsätze, um die Kräfte optimal einzusetzen. Dabei wurden im Schwerpunkt die Einsatzgrundsätze der eigenen Truppen (BLAU) in der Verteidigung und die Einsatzgrundsätze eines potenziellen Gegners im Angriff (ROT) behandelt.
Als weitere Grundlage wurden die korrekte Vorbereitung einer Lagekarte, sowie das Führen dieses wichtigen Führungsmittels durchgesprochen. Anhand der Lage WANTEWITZ des Taktikzentrums des Heeres, wurde dann der Deutsche Führungsprozess der Landstreitkräfte angegangen. Der lange Ausbildungstag gipfelte zunächst offiziell in der Lagefeststellung, bevor sich im Anschluss beim Genuss des „Abschlussbieres“ weitere Diskussionen bis in die Nacht entwickelten.
Am Sonntag wurde fortgesetzt und im dialogischen Prinzip die Entscheidungsfindung nach Erhalt eines neuen Auftrages durchgearbeitet. Die Teilnehmer, gedanklich in der Lage eines Bataillonskommandeurs, mussten unter anderem in Arbeitsgruppen selbständig die Möglichkeiten des Handels in dieser Lage erarbeiten und grafisch darstellen. Die jeweiligen Vor- und Nachteile wurden gegeneinander abgewogen und die Lösung mit der größten Erfolgsaussicht als Entschluss des Bataillonskommandeurs abgeleitet. In diesem Zusammenhang konnte klar erkannt werden, dass Einfachheit und die besondere Berücksichtigung der Geofaktoren, sowie das koordinierte Zusammenwirken mit den Kampfunterstützern der Schlüssel zum Erfolg in der beweglich geführten Verteidigung sind.
Beim abschließenden Mittagessen war die einhellige Meinung im Kreis der Teilnehmer, dass durch dieses Wochenende eine gute Grundlage gelegt wurde, die im Rahmen von weiteren Veranstaltungen ausgebaut werden sollte.
O. Grünner/M. Vahl