Taktiklehrer im Reservistenverband unterstützen FlaRakGrp 61 in Todendorf

Die Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) in einem dynamischen Einsatzumfeld stellt höchste Anforderungen an das Führungspersonal der Bundeswehr und bedarf der ständigen Aus- und Weiterbildung auf allen Führungsebenen.

In besonderem Maße gefordert ist dabei auch das Personal, das entsprechende Aus- und Weiterbildungen in der Truppe oder im Rahmen trainingsgebundener Ausbildung durchführt und dabei der Komplexität und Vielschichtigkeit möglicher LV/BV-Szenare bei der Ausbildungsplanung Rechnung tragen muss.

Gerade auf Truppenebene fehlt aufgrund hoher Einsatzbelastung und vielfältiger Aufgaben im Grundbetrieb dabei oft die Zeit, nur unter Rückgriff auf eigenes Personal entsprechend aufwendige Ausbildungsvorhaben zu verwirklichen. Nach jahrelanger Fokussierung auf Einsätze im Rahmen des internationalen Krisenmanagements entwickelt sich in der „Post Cold War Bundeswehr“ zudem erst nach und nach wieder ein Verständnis für die Erfordernisse domänen-, teilstreitkräfteübergreifender sowie multinationaler Operationen in hochintensiven LV/BV-Szenaren am Übergang von Krise zu Krieg.

Dass es mit der richtigen Unterstützung dennoch gelingen kann, auch auf Bataillonsebene und im Tagesdienst qualitativ hochwertige Führungskräfteausbildung im Sinne des vom Generalinspekteur der Bundeswehr geforderten „Mindset LV/BV“ zu gewährleisten, zeigt die Flugabwehrraketengruppe (FlaRakGrp) 61 mit ihrer Taktikweiterbildungsreihe zur Zelle Luftverteidigung. Im Zusammenwirken mit militärischen Fachexperten des Heeres, der Luftwaffe und tatkräftig unterstützt durch den Arbeitskreis Taktiklehrer des Reservistenverbands organisierte die 1. Staffel des Flugabwehrverbands einen zweiwöchigen Deep Dive in ein für die bodengebundene Luftverteidigung und gerade auch die FlaRakGrp 61 brandaktuelles Thema.  

Die jungen Offiziere der ersten Staffel konnten in den Praxisanteilen der Weiterbildung das Erlernte immer wieder unter Beweis stellen.

Auftrag der „61er“ ist unter anderem der Schutz von beweglich geführten Operationen von Landstreitkräften im Nah- und Nächstbereich mit dem Ziel, die Operationsfreiheit eigener Kräfte zu erhalten und Truppen sowie deren Einrichtungen und Anlagen gegen Aufklärung und Angriffe aus der Luft zu schützen.

Dieser Auftrag erfordert ein besonders eng verzahntes Zusammenwirken von Land- und Luftstreitkräften, was die Kenntnis des jeweiligen Führungsprozesses sowie der taktischen Einsatzgrundsätze unabdingbar voraussetzt. Zudem kann nur mit einer effektiven Luftraumordnung die größtmögliche Wirksamkeit eigener Kräfte der bodengebundenen Luftverteidigung gegen gegnerische Luftangriffsmittel sowie die flexible Nutzung des Luftraumes durch eigene Luftfahrzeuge bei minimalem Risiko der Bekämpfung durch eigene Luftverteidigungskräfte gesichert werden.

Um die Ausbildungsteilnehmenden auf ihre anspruchsvollen Rollen in diesem komplexen Umfeld bestmöglich vorzubereiten, konnten Experten aus dem Taktikzentrum Heer, dem Knowledge Center des Ground Based Air Defence Command aus Vredepeel in den Niederlanden sowie dem Arbeitskreis Taktiklehrer des Deutschen Reservistenverbandes für die Aus- und Weiterbildung gewonnen werden. Diese brachten praxisnahe, im Verband in dieser Form nicht (oder nicht mehr) verfügbare Expertise ein und stellten im Hinblick auf die Rolle der Flugabwehr im Nah- und Nächstbereich genau die Bilder, auf die das teilnehmende Führungspersonal in Vorbereitung auf mögliche Einsätze an der Seite von Landstreitkräften in hochintensiven LV/BV-Szenaren angewiesen ist.

Um das Erlernte aufzufrischen und auf Stand zu halten, sind auch dieses Jahr wieder Taktikweiterbildungen bei der Flugabwehrraketengruppe 61 in einem ähnlichen Format geplant. Der „Blick über den Tellerrand“ zeigte einmal mehr, dass das Führungspersonal im Flugabwehrraketendienst nicht nur sein Waffensystem beherrschen, sondern – gemessen an den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen – auch auf anderem Terrain handlungssicher agieren können muss.

Infobox:

Die FlaRakGrp 61 ist an der Ostseeküste im schleswig-holsteinischen Todendorf stationiert. Seit 2013 ist sie Heimatverband der Flugabwehrwaffensysteme, die nach Auflösung der Heeresflugabwehrtruppe vom Heer an die Luftwaffe übergeben wurden: Das Counter-RAM (Raketen, Artillerie und Mörser) System MANTIS, das Ende 2023 mit dem Luftraumüberwachungsradar (LÜR) an die Slowakischen Streitkräfte übergeben wird sowie das leichten Flugabwehrsystem (leFlaSys).

Für die FlaRakGrp 61 ist im Zuge der Ausrüstung mit dem Waffensystem IRIS-T SLM ein Aufwachsen auf sechs Kampfstaffeln vorgesehen, wodurch zusätzlicher Personalbedarf entsteht. Auch Reservedienstleistende können hier in unterschiedlichen Funktionen eingesetzt werden.

Ansprechpartner FlaRakGrp 61:

Beauftragter für Reservedienstleistende StFw Patzner

FlaRakGrp61S1Reservistenangelegenheiten@bundeswehr.org

+49 4385 59 2015