
München
Mit den Worten „SIRA ist das große Ziel“ eröffneten die Taktiklehrer Oberstleutnant a. D. Bettendorf und Oberstleutnant a. D. Baumer am 05.09.2025 das Taktikaufbauseminar III an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München. Im Mittelpunkt stand dieses Mal die Gefechtsstandsausbildung. Schon zu Beginn wurde in der Vorstellungsrunde die Vielseitigkeit der Reservisten der Bundeswehr deutlich, die aus ganz Deutschland nach München gekommen waren: Die Teilnehmer bringen Erfahrungen aus Bereichen wie dem Gesundheitswesen, der IT, dem Öffentlichen Dienst sowie aus der Selbstständigkeit mit. Dies unterstreicht eindrucksvoll, wie Reserve und Gesellschaft voneinander profitieren und miteinander wechselwirken.
Die Ausbilder stellten das „Haus der Taktik“ vor – ein innovatives und aufeinander aufbauendes didaktisches Konzept für die Taktikausbildung im Reservistenverband. Dieses Konzept bietet für jeden Interessierten passende Seminare in erreichbarer Nähe – vom Grundlagenseminar bis hin zum anspruchsvollen Ziel SIRA. Dabei nimmt der Anteil der eigenständigen Arbeit der Teilnehmer gegenüber den Vorträgen der Ausbilder mit jedem Seminar zu. Besonders im dritten Seminar war das gleich erlebbar.
Bereits am Freitagabend startete die inhaltliche Arbeit: Von den Teilnehmern wurde ein Lagevortrag zur Unterrichtung verlangt. Viele wurden dadurch buchstäblich ins kalte Wasser geworfen, da das entsprechende Seminar schon eine Weile zurücklag. Doch gerade unter Stress müssen die Grundlagen sitzen und „üben übt!“. Zum Üben sind diese Seminare ja schließlich auch gedacht! Die ehrlichen und stets konstruktiven Rückmeldungen durch die Ausbilder halfen, fachlich zu wachsen und Selbstvertrauen zu gewinnen. Der Samstag war zunächst dem Aufbau eines Gefechtsstandes und einer Gefechtsstandwand gewidmet. Hier zeigte sich der praxisnahe Wert der Ausbildung: Die Teilnehmer lernten direkt von erfahrenen Profis und konnten individuelle Fragen stellen – schließlich waren die wenigsten bis jetzt „draußen“ auf einem realen Gefechtsstand.

Im Anschluss folgte die Kartenarbeit mit einem komplexen Lagediktat. Es galt, relevante Informationen korrekt zu erfassen und auf der Lagekarte einzutragen, denn eine akkurat geführte Karte ist Grundlage aller folgenden militärischen Entscheidungen.
Aus der veränderten Lage ergaben sich Erfolge der Kräfte ROT, auf die es zu reagieren galt. Nun erarbeiteten die Teilnehmer Schritt für Schritt Handlungsoptionen für den militärischen Führer. Die Herausforderung bestand darin, die Vielzahl an Informationen, die den militärischen Führer erreichen zu strukturieren, den Überblick zu behalten und das eigene Handeln stets kritisch zu hinterfragen. Ziel ist es, diesen Führungsprozess – wie später bei SIRA – auch unter Stress und Zeitdruck im laufenden Gefecht souverän zu beherrschen. Vielen war die Erleichterung anzusehen, dass sie sich noch in einer Übungssituation befanden. Die Gruppenergebnisse wurden anschließend vorgestellt, diskutiert und von den Ausbildern kritisch hinterfragt – ganz gemäß dem Leitsatz eines Ausbilders: „Der Führungsprozess im Gefecht ist Gedankenarbeit!“

Der Sonntag stand im Zeichen der praktischen Umsetzung: Die Teilnehmer mussten die gemeinsam erarbeitete Lösung in einen prägnanten Befehl fassen, der funktauglich und eindeutig ist.
Alle Beteiligen blicken auf ein intensives und lehrreiches Wochenende zurück, das jeden forderte – oder wie es ein Teilnehmer ausdrückte: „Der Führungsprozess ist ein Hamsterrad!“ Jeder spürte, bei welchen Aspekten noch Übung und Wiederholung nötig sind, um das große Ziel SIRA zu erreichen. Die Ausbilder machten deutlich: „Ein Lehrgang ist kein Könngang!“
Zum Abschluss gilt besonderer Dank den Ausbildern für ihr ehrenamtliches Engagement und die Möglichkeit, von ihrem Erfahrungsschatz zu profitieren. Die aktuellen Entwicklungen in Europa zeigen, wie relevant Übungsszenarien ROT gegen BLAU wieder geworden sind. Auch Organisation und Rahmenbedingungen des Seminars – von der Kommunikation bis zur Verpflegung – wurden allseits gelobt. Alle fühlten sich an der Sanitätsakademie bestens aufgehoben. Vielen Dank und bis zum nächsten Seminar!
Oberstabsapotheker Dr. Christoph Wenzel
